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eingedrungen war, so haben wir in dieser Schrift Dokumente juristischen und historischen
Inhaltes aus sehr früher Zeit. Älter als das Statut der Insel Veglia (Statut c»tc>kn Xrka
aus dem Jahre 1388) und als das Statut von Poljica ist das berühmte Sta tut von
Viuodol (aus dem Jahre 1288). Daß auch königliche Kanzleien sich, in den croatisch
geschriebenen Documenten, der glagolitischen Schrift bedienten, dafür liefern uns von
König Matthias (1463) und König Ferdinand (1527) unterschriebene Urkunden genügende
Beweise.
Von den mittelalterlichen Romanen wurden bei den Croaten sehr viele abgeschrieben
und gelesen, so der Alexanderroman, die Erzählung von Troja, die Legende von der
heiligen Katharina, die Lehre des klugen Akir :e. Die Alexandreis kam zu uns nicht,
wie die böhmischen und polnischen Roman-Cyelen zu den Böhmen und Polen, die sie aus
dem Lateinischen und Deutschen erhielten, sondern aus dem Byzantinischen und gewann
einigen Einfluß auf die traditionelle croatische Literatur.
Den croatischen Kirchenbüchern, sowie der glagolitischen Schrift, in der diese Bücher
abgefaßt waren, ist im XIV. Jahrhundert ein bedeutenderes Loos zu Theil geworden.
Karl, Graf von Mähren und späterer römischer Kaiser, erbat von Papst Clemens VI. das
Privilegium, daß auch in Böhmen der Gottesdienst in slavischer Sprache abgehalten werden
dürfe. Der Papst willigte ein (1346), doch unter der Bedingung, daß die Messe im ganzen
böhmischen Reiche nur an einem einzigen Orte in slavischer Sprache gelesen werden solle.
Ein Jahr später erbaute der genannte Fürst in Prag ein Kloster zu Ehren der Beschützer
des Königreiches Böhmen, der Heiligen Hieronymus, Cyrillus, Methodius, Adalbert und
Prokopins. In diesem Kloster sollten die Priester den ganzen Gottesdienst in slavischer
Sprache abhalten. Die ersten Mönche des neuen Klosters waren croatische Glagoliter vom
Benedictinerorden und brachten die Kirchenbücher in croatisch-slavischer Sprache mit.
Die croatisch-glagolitische Schrift stand im Kloster zu Emaus in großen Ehren und wurde
sorglich gepflegt. Allein die Herrschaft der slavischen Liturgie in Böhmen dauerte nicht
lange. Bald nachher gingen die Mönche zu den Hussiten über und das Kloster verschwand
sammt dem croatifch-flavischen Gottesdienste. Aus der Zeit dieses böhmisch-croatischen
Glagolitismus stammt der sogenannte l 'exte du saeie, ein glagolitisches Evangelien-
buch, auf das bekanntlich die französischen Könige eine Zeit lang ihren Krönungseid in
Rheims ablegten. Karl, Cardinal von Lothringen, hatte im Jahre 1574 dieses Evan-
gelium, das man sich griechisch (den cyrillischen Theil) und syrisch (den glagolitischen
Theil) geschrieben dachte, der Kathedrale zu Rheims geschenkt. Man hielt das Buch für
heilig, aber Niemand wußte, in welcher Sprache es geschrieben sei. Als es dann im
Jahre 1717 Peter dem Großen vorgelegt wurde, erkannte dieser sofort die cyrillische
Schrift, mit der glagolitischen aber wußte auch er nichts anzufangen. Der Erste, der die
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch