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größeren Fleiß und Arbeitswilligkeit der Bewohner ausgeglichen wird. Auf einer Seite
des Landes dünn bevölkerte, mit fruchtbaren Ländereien reich versorgte Gegenden,
genügende Arbeitsgelegenheit, jedoch Mangel an den nöthigsten Arbeitskräften und
demzufolge auch sehr niedrige Bodenpreise, anderseits ein kärglich bemessener, nicht so
ergiebiger Boden, der allein die rasch zunehmende Bevölkerung nicht mehr ernähren
konnte, so daß diese gezwungen war, anderseitig aus Erwerb auszugehen, für den sich in
der Heimat keine Gelegenheit vorfand, dies sind die wichtigsten Unterschiede, welche
die ganze neuere Entwicklung der wirthschaftlichen und Bevölkerungsverhältnisse
mächtig beeinflussen mußten. Am nächsten lag wohl eine Ausgleichung dieser Gegensätze
durch eine systematisch vorzubereitende und in ausreichendem Maße durchzuführende
innere Colonisation. In dieser Richtung wurden auch manche Versuche gemacht, führten
aber leider zu keinem bedeutenderen Erfolge. Thatsächlich ist jene Aufgabe den äußeren
Wanderungen zugefallen. Über das allmälige Fortschreiten dieser Ein- und Aus-
wanderungen liegen nun keine direkten statistischen Nachrichten vor, doch lassen sich deren
Effecte durch Vergleichung der Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung mit der von Zählung
zu Zählung erzielten factischen Zu- oder Abnahme der Bevölkerung und unter Zuhilfe-
uahme der Daten der Gebürtigkeitsstatistik mit ausreichender Sicherheit ermitteln. Ab-
gesehen von vereinzelten, schon vor etwa 100 Jahren oder doch vor längerer Zeit
gegründeten Colonien ungarischer und deutscher Einwanderer, scheinen sich die in größerem
Maße vorkommenden äußeren Wanderungen auf die letzten 30 bis 40 Jahre zu beschränken.
Die Einwanderungen dürften zuerst die Eomitate Virovitica und Sirmien erfaßt haben, »in
sich später auf das Eomitat Pozega und seit etwa 20 Jahren auch auf das Eomitat Belovar-
Kreuz auszudehnen. In den beiden ersten Eomitaten handelt es sich ausschließlich um
Zuwanderungen aus Ungarn (vorwiegend Deutsche, dann Magyaren, Slovaken und
Ruthenen), während in den beiden letzteren Eomitaten auch Böhmen und Mährer (zumeist
Cechen, Deutsche nur in geringerem Maße) in größerer Zahl an den Zuwanderungen
betheiligt sind. Mit dem Steigen der Bodenpreise dürfte übrigens in neuester Zeit die
Wanderbewegung auch nach diesen Landestheilen an Intensität abgenommen haben.
Weiter nach Westen kamen Zuwanderungen nur in wenigen vereinzelten Gegenden der
Eomitate Warazdin und Agram und in den Städten vor. Von den letzteren übt insbe-
sondere die Hauptstadt Agram eine große Anziehungskraft auf die sloveuische Bevölkerung
Südsteiermarks und der an Ervatien grenzenden Theile Krams. Nach der Zählung vom
Jahre 1890 entfielen von sämmtlichen Civilbewohnern der Hauptstadt 10 83 Procent auf
die aus Steiermark und 5 84 Procent auf die aus Kraiu Gebürtigen.
Etwas später als die erwähnten Zuwanderungen scheint die Auswanderung — falls
man von der mobilen und stets auf Erwerb in entfernteren Ländern angewiesenen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch