Seite - 218 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24

218 Bevölkerung des Küstenlandes absieht — in größerem Maße begonnen zu haben. Glück- licherweise trägt sie vom Beginne an und auch noch gegenwärtig zumeist nur den Charakter zeitweiliger, auf eine kürzere oder längere Frist beschränkter Wanderungen uud hat bisher nur einen Theil Croatiens erfaßt. In dem in jeder Beziehuug am dichtesten bevölkerten Comitate Warazdin, sowie in den nördlichen Theilen des Comitates Agram kommen Auswande- rungen über die Grenzen des Landes nur vereinzelt vor. Die Bewohner dieser Gegenden, die mit besonderer Liebe an ihrer Scholle hängen und seinerzeit selbst für eine Aus- wanderung nach Slavonien nicht zu gewinnen waren, haben sich in ihrer Heimat neben der Landwirthschaft neue Erwerbsquellen (z.B. lebhaften Handel mit Thieren und thierischen Producteu) zu erschließen gewußt oder benützen die Arbeitsgelegenheit, die sich in den benachbarten Comitaten, namentlich aber in der Hauptstadt bietet. Als eigentlicher Herd der auf zeitweiligen Erwerb ausgehenden Wanderbewegung über die Grenzen des Landes hinaus ist der nördliche Theil des Comitates Modrnö-Rieka zu betrachten, dessen Bewohner stets als äußerst tüchtige und verwendbare Arbeiter bekannt waren. Vor etwa 20 Jahren dürften hier die Wanderungen nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika begonnen haben, um sich dann allmälig weiter, namentlich in die westlichen Theile des Comitates Agram auszubreiten. Schon im Jahre 1890 befanden sich nach einer mit der Volkszählung verbundenen Erhebung über 10.000 Personen aus diesen Gegenden in den Vereinigten Staaten. Anfangs hatten diese Leute als Arbeiter in Bergwerken und bei sonstigen schwerere Arbeit erheischenden industriellen Unternehmungen thatsächlich reichlichen Verdienst gefunden. Als dieser aber schon nach einigen Jahren spärlicher geworden und man seitens der Vereinigten Staaten die Zuwanderung fremder Arbeiter durch ver- schiedene Maßregeln zu erschweren begann, schien die Bewegung abzunehmen oder gar ganz aufzuhören. Doch nur für kurze Zeit. Seit einigen Jahren ist sie nicht nur in den schon früher betheiligten Gebieten wieder lebhafter geworden, sondern auch, durch eine Masse von Agenten gefördert, in die übrigen Theile des Comitates Modrnö-Rieka, in das Comitat Lika-Krbava, die südlichen Theile des Comitates Agram, ja sogar in einige Bezirke des Comitates Belovar Kreuz gedrungen. Nur in der Richtung der Wanderungen scheinen sich gewisse Änderungen vollzogen zu haben. Die Vereinigten Staaten Nord- amerikas bleiben allerdings auch fernerhin an erster Stelle und sind nach den vorläufigen Ergebnissen der im Jahre 1899 eingeführten Auswanderungsstatistik mit circa 3000 Personen an der Gesammtzahl der Ausgewanderten betheiligt. Allein die einmal mobil gewordene Bevölkerung begann nun auch jede andere Gelegenheit zu größerem Erwerb, wo sie sich eben darbot, zu benützen, so daß unter den Wanderungen in größerem Maße neuestens auch solche nach Österreich (Jstrien, Böhmen), Deutschland, Rußland, Belgien, Kleinasien, Südamerika:c. zu verzeichnen sind.