Seite - 260 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 260 -
Text der Seite - 260 -
260
Stadt und dem Einflüsse der billigen Fabrikswaare unentwegt festhält, kennen lernen will,
findet sie in reicher Auswahl auf dem Jelacic-Platze. Dieser ist nicht nur Marktplatz, sondern
auch der Sammelpunkt aller Bauern, die an Feiertagen in hellen Schaaren zur Stadt
kommen.
In langen Reihen stehen da die Weiber in weißen, farbig gestickten Trachten und
bieten verschiedene Lebensmittel feil, die Männer wickeln hier ihre Geschäfte ab, treffen
ihre Verwandten uud Bekannten aus anderen Dörfern, und nach Marktschluß begeben sich
alle gemeinsam in die Kirche. In der Mitte des Platzes erhebt sich das gewaltige eherne
Reiterstandbild des Banus Jelacic. Es wurde im Jahre 1866 feierlich enthüllt, ist als
Kunstwerk ersten Ranges das bedeutendste Denkmal der Stadt und gilt als eine der besten
Schöpfungen des gefeierten Fernkorn. Östlich vom Platze dehnt sich das Viertel der Alaska
uliea aus, in den äußeren Theilen vorstadtmäßig breit und geräumig, mit der 1795
geweihten, von H. Bolle restaurirteu Pfarrkirche zu St. Peter. Auf der Westseite des
Jelactt-Platzes öffnet sich die mit schönen Häusern und Palästen besetzte Jlica, deren
gewundene Enge dem lebhaften Verkehr kaum genügt. Hier hat sich das städtische Leben
am meisten verdichtet; Laden reiht sich an Laden nud ganze Häuser dienen als Waaren-
lager. Den ganzen Tag herrscht hier ein geschäftiges Treiben und wenn an Winter-
abenden die Auslagen im Lichte erstrahlen, verwandelt sich die Jlica in einen Corfo.
Die hervorragendsten Bauten sind die voriges Jahr vollendeten Paläste der kroatischen
Sparcasse und der Escomptebank, mit einem Durchgang, der de» Gallerien der großeu
italienischen Städte nachgebildet ist. Von dieser Pulsader des Agramer Lebens, die gegen
Westen geradeaus bis an die äußerste Grenze der Stadt führt, zweigen gegen Süden
die breiten und schönen Straßen der neueren Stadttheile ab. In einer derselben, der
Margarethengasse, befindet sich die serbische Pfarrkirche (griechisch-orientalische
Kirche), von unansehnlichem Äußeren, innen aber mit reicher Pracht nach Entwürfen
von H. Bollö ausgeschmückt.
Durch die Marie Valeriegasse gelangen wir an der Synagoge vorüber zum
Schmuckkästchen Agrams, ans den Zrinjevac. Breite Alleen von gewaltigen Platanen
umsäumen die wohlgepflegten Parkanlagen, aus deren üppigem Grün kunstvolle Büsten
schimmern und Springbrunnen ihre hohen Strahlen emporsenden. In der Mitte des
Platzes steht ein von einem Bürger der Stadt gespendeter, geräumiger Musikpavillon,
an der Nordseite eine von einem Arzt der Stadt gewidmete meteorologische Säule.
An der Südseite des Platzes sind Büsten berühmter Croaten aufgestellt, und zwar Julius
Clovius, der hervorragendste Miniaturmaler seiner Zeit (1498 bis 1578), der berühmte
Maler Andreas Medultt (1522 bis 1582), Nikolaus Jurisiö, der Vertheidiger von Güns
gegen das große türkische Heer unter Suleiman im Jahre 1532 und der hochverdiente
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch