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„Sokol" (Falke) und des Gesangvereines „Kolo" (der croatische Reigentanz) grüßen.
Alle diese stilvollen Fronten bilden einen würdigen Rahmen für die Perle der Stadt,
das Landestheater, das mitten auf dem Universitäts-Platz steht. Wenn der weiße Bau im
Lichte der elektrischen Lampen strahlt und seine Säulen sich scharf vom dunklen Nacht-
himmel abheben, da scheint es, als leuchte der Stein durch sich selbst und erleuchte auch
seine Umgebung. Manches freilich ist in diesen Stadttheilen noch im Werden, Häuser
werden gebaut und Straßen nach den Vorschriften des Regulirnngsplanes angelegt.
Vom Universitäts-Platz öffnet sich gegen Westen eine schöne, breite, mit Kastanien
bepflanzte Straße, der Prilaz, der, mit der Jlica parallel, zu der großen Rudolfkaserne
am Südbahnhofe und in das Fabriksviertel führt. Am Prilaz befindet sich das
neuerrichtete gemeinsame Atelier unserer Maler und Bildhauer, das auf Laudeskoste»
erbaut wurde, um den bescheidenen, aber hoffnungsvollen ersten Ansätzen der kroatischen
bildenden Kunst Pflege und Unterstützung zn gewähren. Auf dieser Seite befindet sich auch
die große Cigarrenfabrik, in der Hunderte von Mädchen aus der Umgebung Verdienst
finden, dann die Actienbranerei, Cichorien-, Ziegel-, Parqnettfabrik, die großartige
Arbeitsstätte der französischen Gesellschaft für Holzindustrie und andere gewerbliche
Anlagen, die mit ihren hohen dampfenden Schloten diesem Theile Agrams das Gepräge
einer Industriestadt verleihen. Östlich vom Theaterplatz führt die Knkovic-Gafse, die
nebst dem schönen kleinen gothischen Bau der protestantischen Kirche mehrere sehr
ansehnliche Gebäude, wie das Palais Kolmar und das gewaltige Knkovichaus enthält,
nach dem Zrinyi-Platz. Die Kukovic-Gasse erhält jetzt gegen Westen über den Khuen-
Hödervary-Platz in der Elisabethstraße eine Fortsetzung bis zum Ciglana-Platz, der
gegenwärtig von häßlichen Baracken bedeckt, aber berufen ist, dereinst in Verbindung mit
den nenen Schulgebäuden einer der wichtigsten architektonischen Krystallisationspunkte
der Stadt zu werden.
Damit hätten wir unseren Rundgang durch die Stadt vollendet und wenden uns
ihrer Umgebung zu.
Wenigen Städten ist die innige Verbindung mit dem Ländlichen in gleichem Maße
wie Agram zu Theil geworden.
Aus der Hauptstraße Jlica führen uns wenige Schritte am Denkmale des Volks-
dichters Kacie vorüber zur Schützenhalle und nach Tnskanec, dem reizendsten und
beliebtesten Erholungsort der Bevölkerung. In fünf Minuten liegt aller Lärm des städtischen
Getriebes hinter uns. Hundertjährige Eichen wölben ihr schützendes Dach über nns, dnrch
dessen dichtes Grün nur einzelne Sonnenstrahlen schlüpfen, nm zitternde Lichtpunkte auf
das Gras zu malen. Die Nachtigall läßt ohne Scheu ihr süßes Lied ertönen, die Amsel
huscht von Busch zu Busch und gar fremde Gäste verirren sich von den eisigen Gipfeln der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch