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Quecksilber schon bis auf —23° Celsius gesunken, steigt aber in den heißesten Monaten
Juli und August auch bis ->-34°. Diese, aus den letzten Jahren geschöpften Zahlen
würden die Temperaturverhältnisse nicht sehr günstig erscheinen lassen, doch werden
diese durch mildernde Umstände modificirt. So war in den letzten drei Wintern fast kein
Eis vorhanden und die Frennde des Eislanssports genossen kanm einige Tage die Freuden
der Eisbahn. Sinkt das Thermometer auch sehr tief, so mildert die auch im Winter
verhältnißmäßig starke Insolation während der Tagesstunden die Kälte ganz bedeutend.
Einen bedeutenden Einfluß auf die klimatischen Verhältnisse übt auch das gegen
Norden der Stadt vorgelagerte Gebirge, das einer Mauer gleich, die kalten Nordwinde
abhält. Deshalb ist das Klima Agrams und seiner Umgebung milder, als das so mancher
südlicher gelegenen Ortschaften. Die Ost- und Westwinde streiten um die Herrschaft, jene
sind trocken nnd kühl, diese bringen Wärme und Niederschläge. Dabei ist die Stärke aller
Winde sehr gering, Stürme und heftige meteorologische Erscheinungen sehr selten und das
Klima hat im Ganzen den Charakter des Mäßigen und Ausgeglichenen. Es ist in dieser
Hinsicht eine auffallende Erscheinung, daß heftige, von Hagel begleitete Gewitter ihre
Eismassen größtentheils jenseits der Wetterscheide des Agramer Gebirges entladen nnd
das arme Zagorje heimsuchen.
Von vortheilhaftem Einflüsse ist auch die gleichmäßige Vertheilnng der Nieder-
schläge durch alle Monate des Jahres, wodurch selbst dem Hochsommer reichliche Nieder-
schläge zukommen und die Pflanzendecke frisch bleibt. Wunderbar schön ist in der Regel
der Nachsommer im September und October, mit einer Reihe warmer, sonnenheller Tage,
die der Traubeuerute zu Gute kommen.
Nebel sind selten und treten erst im Spätherbst nach den ersten Frösten etwas
stärker auf; aber auch dann bleiben sie selten den ganzen Tag liegen.
Die eigentliche Herrschaft des Winters beginnt erst um die Weihnachtszeit und
dauert bis Anfang März. Oft erscheinen aber schon im Febrnar die ersten Boten des
Frühlings, und Primeln, Anemonen und Gänseblümchen heben ihre Köpfchen aus dem
thauenden Schuee. Und bald verwandelt sich die ganze Gegend in einen blühenden
Garten, dessen eigenthümliche färben- und artenreiche Flora jeden Naturfreund entzückt.
Von den bekannten Wetterstürzen des Frühjahres ist auch Agram nicht ganz
verschont, aber auch sie treten in ziemlich milder Form auf. Dieses milde Klima beeinflußt
den Charakter des Landschaftsbildes in vortheilhafter Weise; wohin wir uns wenden, überall
sind wir im Grünen; Feld und Wiese, Berg und Thal haben ihre grüne Decke.
Ein Ausflug in die Agramer Umgebung bereitet daher dem Naturfreunde hohen
Genuß, der noch durch die wechselnden Formen des Bodens, durch die schönen Ausblicke
und die sonnige, warme Beleuchtung erhöht wird.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch