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erbaut. Aber nicht lange konnten sich die Agramer Bischöfe des Besitzes von Medvedgrad
erfreuen, denn schon im Jahre 1262 bemächtigte sich der König dieser Burg, um die sich
dann ein langer Streit zwischen den Bischöfen und den jeweiligen Königen entspann, bis
es endlich König Andreas III. dnrch den Verrath Gardnns 1291 an sich riß. Nach dem
Aussterben der Ärpäden wechselte die Burg Medvedgrad mehrmals ihren Herrn.
Alle diese Besitzwechsel geschahen trotz der fortwährenden Proteste des Agramer Dom-
capitels, welches behauptete, daß Medvedgrad vou allem Anfang an das Eigenthum der
Agramer Domkirche sei. Die Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli übertrugen die Ver-
waltung Medvedgrads an einen Deutschen, Wilhelm Stamm, der als Stadthauptmaun
und Castellan die größten Gewaltthätigkeiten an den Agramer Bürgern und deren
Unterthanen in der Umgebung Agrams verübte. Vergebens suchten die Agramer Bürger
und Domherren ihr Recht bei dem Obergespan, dem Banns und endlich vor dem Könige
selbst. Es kam zu langwierigen Untersuchungen und Processen, in denen die Grafen von
Cilli und ihre Helfer alles auf die unverschämteste Weise in Abrede stellten und noch
ihrerseits gegen die Bürger Klage wegen angeblicher Gewaltthätigkeiten erhoben. Das
Ende war wohl, daß die Grafen von Cilli zum Schadenersatz verurtheilt wurden, allein
das Urtheil, obgleich von König Albrecht am 4. März 1438 bestätigt, scheint niemals
zur Ausführung gelangt zu sein, denn Graf Ulrich von Cilli verübte nachher noch
größere Gewaltthätigkeiten, als je vorher erlebt worden, indem er die Festung Gradec
im Frühjahr 1441 durch Überfall eroberte und den Bürgern ihre Häuser, Mühlen,
Weingärten, Wiesen und Felder wegnahm und nnter seine Leute vertheilte. Die
Grafen von Cilli waren damals die mächtigsten Magnaten im ganzen Reiche, und so
konnte die Stadtgemeinde gegen ihr Räuberunwesen nichts ausrichten. Selbst als
Graf Ulrich von Cilli 1456 in Belgrad ermordet worden, wurde es nicht viel besser,
denn nun kam Medvedgrad an Ulrichs Witwe, Gräfin Katharina, Tochter des serbischen
Despoten Georg Brankoviö, welche die Verwaltung Medvedgrads dem Serben Bogavac
Milakovic überließ. Dieser neue Castellan setzte mit seiner serbischen Besatzung („koAavec?
Nilskov^ek, raseianus, castellanus eastri Neclve voeati, per tamiliares st servitores
suos, similiter raseianos" . . . . Ilcaleie, Ncmum. II, äc>e. 197) die Rolle fort, die
vorher Wilhelm Stamm mit feinen deutschen Räubern („per suvs tlieutc>niec»s latrones")
gespielt hatte. Er stahl Pferde und Ochsen und ließ gefangene Bürger, Bauern, ja deren
Weiber mit dem Stock halb todt prügeln.
Erst als Gräfin Katharina nebst anderen Burgen auch Medvedgrad an den Banns
von Croatieu, Ivan Vitovec, verkaufte und Croatien im Jahre 1461 verließ, wurde es
besser. Bald darauf kam Medvedgrad in die Hände des Königs Matthias, der es um
12.000 Goldgulden an den Agramer Bischof Oswald und dessen Bruder Johann Thnz
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch