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verpfändete. Johann Thuz riß nun sofort die städtischen Dörfer Dedici, Bitek, Cernomerec
und Novaki mit Gewalt an sich, indem er behauptete, daß diese Dörfer zu Medvedgrad
gehörten. Daraus entspann sich ein Proceß, den der König zu Gunsten der Stadtgemeinde
entschied. Johann Thuz bemächtigte sich neuerdings mit Gewalt der erwähnten Ortschaften,
wurde jedoch abermals vernrlheilt und mußte, da er auch viele andere Gewaltthätigkeiten
verübt hatte, Medvedgrad im Jahre 1481 an den König zurückgeben. Er floh dann
aus Furcht, wegen anderweitiger Unthaten zur Verantwortung gezogen zu werden, aus
Croatieu nach Venedig. König Matthias hinterließ Medvedgrad seinem unehelichen Sohn
Johann Corvin, dem späteren Banus vou Croatien, nach dessen Tode (12. October 1504)
es an seine Witwe Beatrix, Tochter Bernardin Frankapans, überging. Diese verehelichte
sich mit dem Markgrafen Georg von Brandenburg, der Medvedgrad auch nach dem Tode
seiner Gattin behielt und es am 27. October 1524 um 20.000 Gulden an Königin
Maria, Gemahlin König Ludwigs II., verkaufte. Castellane und Verwalter Medvedgrads
vergewaltigten und belästigten auch unter den neuen Herrschasten ihre Nachbarn, ins-
besondere die Angehörigen der Stadt Gradec, des Domcapitels und die Fratres Paulini
in Remete. Nach der Schlacht bei Mohäcs (1526) kam Medvedgrad an den Grafen Ivan
Karlovie, dann 1531 an die Familie von Zrin, die wegen Medvedgrad große Fehden mit
den Bischöfen und dem Domcapitel von Agram zu führen hatte.
Im Jahre 1559 wurde der Vice-Bauus von Croatien, Ambrosius Gregorianec,
gesetzlich iu den Besitz Medvedgrads eingeführt. Sein Sohn Stephan spielte als Herr
von Medvedgrad eine wichtige Rolle in dem großen Bauernaufstande von 1573, er stand
nämlich aus Feindschaft gegen Franz Tahy von Snfedgrad (ung. Szomszödvär) auf der
Seite der Bauern und hatte sie von allem Anfang her heimlich ermuntert und aufgestachelt.
Stephau Gregorianec wurde dann Vice-Banus vou Croatien und später Oberhauptmann
der Landestruppen. Er ließ Medvedgrad 1574 restanriren und die verfallenen Mauern
wieder ausbauen. Aber schon 1590 wurde die Burg durch ein Erdbeben so stark beschädigt,
daß sie nicht mehr bewohnbar war. Der alte Stephan Gregorianec mußte in das Schloß
zu Sestine übersiedeln, das er kurz vorher am Fuße des Gebirges, auf dem sich Medved-
grad erhebt, hatte erbauen lassen.
Medvedgrad ist nun schon über dreihundert Jahre Rnine, aber auch als solche ein
Denkmal alter Zeiten, über das nicht nur die wahrheitsgetreue Geschichtswissenschaft viel
Merkwürdiges erzählt, sondern auch im Volksmunde mancherlei Erinnerungen an die alten
gewaltthätigen Zeiten erhalten sind. Freilich erscheinen diese Erinnerungen in den Volks-
sagen so verblaßt und mit der Volksphantasie so geheimnißvoll verwoben, daß man den
ursprünglichen Sachverhalt nicht mehr erkennen kann. Staunend hören wir von einer
„schwarzen Königin" erzählen, die auf Medvedgrad lange Zeit gehaust und sonderbare
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch