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unt ihrem Gemeinwesen neue Einkünfte zuzuwenden. So kam es zu einem Processe
um die Agramer Platzgelder. König Karl Robert anerkannte in einem Edicte von
1321 an den Banns Johann Baboneg ausdrücklich das alte Recht des Agramer
Domcapitels an die Platzgelder in Gradec und verbot den Bürgern die Ausschreibung
neuer Einfuhrzölle und Marktgebühren; allein den Bürgern beliebte es, den königlichen
Befehl gar nicht zu beachten, und so kam die Sache auf dem Landtage zu Agram
ueuerdiugs zur Sprache. Der Abgeordnete der Freistadt GradLc bestritt zwar die Com-
petenz des Landtages und des Banns, in Sachen einer königlichen Freistadt Recht zu
sprechen, da hiezn nur der König befugt sei, doch der Bauus erklärte sich competeut, da im
Königreiche Ungarn die Würde des Banus über alles erhaben sei, und so entschied er
hier speciell als Stellvertreter des Königs zu Gunsten des Domcapitels. Die Bürger-
schaft jedoch wollte noch immer nicht nachgeben, sondern schleppte die Verkäufer vor ihr
städtisches Gericht und in den Arrest. Wahrscheinlich griff nun auch das Domcapitel zu
Repressalien, und als man beiderseits des Haders satt wnrde, ging man 1324 einen
Ausgleich ein.
Doch der Friede dauerte auch diesmal uicht lange. Der neue Hader (1375 bis 1397)
entbrannte wegen Grenzstreitigkeiten und gegenseitiger Besitzstörungen und artete beider-
seits in barbarische Gewaltthätigkeiten aus. Am wildesten aber flammten die Leiden-
schaften auf, als zu den alten Zwistigkeiteu noch politische Motive hinzuträte«.
Es geschah dies nach dem Tode König Ludwigs I. (1382), als sich eine Partei
für Elisabeth und Maria, die Gemahlin und Tochter des verstorbenen Königs erklärte,
während eine andere den Aujouviuer Karl von Durazzo auf den Thron zu erheben
wünschte. Die Freistadt Gradec schloß sich umso entschiedener der ersten Partei an,
als ja in der anderen Partei der damalige Bischof von Agram, Paul Horvat (1379 bis
1387), mit dem Domcapitel die führende Rolle spielte. Der Kampf wurde beiderseits
mit so wüthendem Ingrimm geführt, daß es zu Scenen kam, wie sie selbst in
den wildesten Parteikämpfen des mittelalterlichen Italien nicht oft vorkommen. So
war es auch Ende 1396, als überhaupt die ärgsten Gränel in diesem ganzen Bürger-
kriege verübt wurden. Am 17. December dieses Jahres griffen viele Domherren, an der
Spitze ihrer bewaffneten Knechte und Hörigen, die deutsche oder Schustervorstadt, die
ihnen zunächst lag und der Freistadt Gradec angehörte, mit größtem Ungestüm an; viele
Bürger wurden gefangen genommen, andere verwundet, erschlagen und ausgeplündert. Die
bedrängten Bürger flohen vor den wüthenden Domherren in die Oberstadt, wo sich auf
dem Markusplatze sofort eine große Menschenmenge ansammelte. In der heftigen Erregung
griffen nun die Gradecer ihrerseits zu den Waffen, in der Markuskirche läutete man Sturm,
die Fahnen wurden vorangetragen und nach kurzer Weile waren die ergrimmten Bürger in
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch