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Bürger auf städtischem Gebiete auf, prügelte sie durch, plünderte und verwundete sie,
andere aber nahm er gefangen und sperrte sie in den Pfaffenthurm. Die Ursache ist nicht
näher bekannt, wahrscheinlich waren es wieder die gewöhnlichen Grenzstreitigkeiten und
gegenseitigen Besitzstörungen.
Dieser Angriff zog dann in den folgenden Jahren heftige Kämpfe nach sich. Schon
1422 wüthete von neuem ein förmlicher Bürgerkrieg.
Im Jahre 1469 schien es, als würden sich die Domherren dauernd mit der Stadt-
gemeinde versöhnen. Samstag vor Michaeli spät in der Nacht wurden die Bürger durch
großes Geschrei aus dem Schlafe geschreckt. Es kam nämlich viel flüchtendes Volk von
jenseits der Save nach Agram und erzählte wehklagend, die wilden Türken hätten ihre
Dörfer überfallen und niedergebrannt. In der That konnte man von Agram aus die
Dörfer brennen sehen. Es war anzunehmen, daß die Türken nun auch Agram angreifen
würden. Da aber die Capitelstadt kein fester Platz war, blieb den Domherren nichts
anderes übrig, als sich mit ihrer beweglichen Habe, den Heiligenreliquien und Kirchen-
gewändern in das befestigte Gradec zu flüchten, wo sie von den Bürgern freundlichst
empfangen wurden. Man rüstete sich zu gemeinsamer Vertheidigung. Aber zum Glück
kamen die Türken nicht, denn die Save war infolge großer Regengüsse ausgetreten und
hatte die Felder weit und breit überschwemmt, so daß das Übersetzen für ein Heer
unmöglich wurde. Die Türken zogen ab, die Domherren aber versöhnten sich nun mit
den Bürgern.
Der Friede dauerte aber auch diesmal nicht lange.
Als die Furcht vor den Türken gewichen war, entstanden schon 1475 neue
Reibungen, infolge von Gewaltthaten der Leute des Agramer Bischofs Oswald Thuz
(1466 bis 1499) und seines Bruders Johann. Es wurden wieder beiderseits einige
Überfälle verübt, wobei mehrere Leute verwundet und einige getödtet wurden, was
langwierige Untersuchungen und Beschuldigungen nach sich zog, bis die ganze Sache
allmälig einschlief, ohne ihre Lösung vor dem Gerichte gefunden zu haben.
Es würde zu weit führen, alle die vielen, jahrelangen Processe, welche die Stadt-
gemeinde von Gradec gegen das Agramer Domcapitel und die Herren von Medvedgrad
und Susedgrad wegen ihrer rechtmäßigen Besitzungen führen mußte, in allen verschiedenen
Phasen zu verfolgen. Eines aber läßt sich schon auf Grund der erwähnten wichtigeren
Thatsachen behaupten, nämlich, daß die Bürgergemeinde von Gradec- ihr gutes Recht
gegen Jedermann tapfer und zähe vertrat und kein Opfer scheute, um es durchzusetzen.
Zwar waren diese Bemühungen nicht immer von Erfolg begleitet, aber das verdroß die
entschlossenen Bürger nicht im mindesten, sie hielten es die längste Zeit aus, wo es galt,
für das Interesse und das Recht ihrer Gemeinde einzustehen.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch