Seite - 294 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 294 -
Text der Seite - 294 -
294
Aber nicht nur innere Bürgerkriege, die Türken und die Bauernaufstände haben das
alte Agram sehr oft zerrüttet oder bedroht, sondern die Stadt wurde im Laufe ihrer langen
Geschichte öfters auch von dem unliebsamen Gaste, der türkischen Pestseuche heimgesucht,
die man den „schwarzen Tod" nannte. Die asiatische Pest wüthete in Agram und dessen
Umgebung in den Jahren 1374 und 1382, als sie eingeschleppt wurde. Noch gräßlicher
trat die Pest im Jahre 1645 auf, als sie zum dritten- und zum letztenmale in Agram
erschien. Diesmal nahm sie die Bevölkerung Agrams sehr arg mit.
Öfter als die Pest haben Erdbeben und große Feuersbrünste in Agram gehaust,
der Agramer Boden ist infolge seiner geologischen Beschaffenheit häufigen kleineren
Erdbeben ausgesetzt. Fast jedes Jahr gibt es da mehrere kleinere Erschütterungen.
Bedeutendere Erdbeben hat die Geschichte in den Jahren 1502, 1506, 1530, 1586,
1590 und in neuester Zeit am 9. November 1880 verzeichnet. Diese bedeutenderen
Erdbeben waren freilich unheimliche Gäste, haben aber Agram nur wenig in seiner
Entwicklung geschädigt.
Mehr Schaden als die Erdbeben haben die großen Feuersbrünste der Stadt
zugefügt. Durch solche war Agram in den Jahren 1645, 1674 und 1706 heimgesucht.
Das Jahr 1645 ist überhaupt das größte Unglücksjahr in der Geschichte Agrams, denn
gleichzeitig wüthete die Pest in der Bevölkerung, die stark gelichtet wurde, und der größte
Theil der Stadt fiel dem verheerenden Brande zum Opfer. Fast ganz Gradsc sammt den
Vorstädten und ein großer Theil der Capitelstadt lagen in Asche, und auch die beiden
größten und schönsten Kirchen, der Dom und noch mehr die Marcuskirche, wurden schwer
beschädigt. Bei der zweiten großen Feuersbrunst, im Jahre 1674, hatte die obere
Stadt mit der Marcuskirche mehr zu leiden als die anderen Stadttheile; die letzte
Feuersbrunst im Jahre 1706 richtete keinen so großen Schaden an. In der Neuzeit sind so
große Feuersbrünste infolge einer rationellen Bauordnung und der Opferwilligkeit einer
freiwilligen Feuerwehr unmöglich geworden.
Trotz der Erdbeben und der Feuersbrünste sind in Agram die bedeutendsten Kirchen
aus früheren Jahrhunderten, freilich in renovirtem Zustande, erhalten geblieben. Das alte
Agram, das wir als bis zum Jahre 1850 bestehend annehmen können, besaß überhaupt
verhältnismäßig viele Kirchen; ebenso hatten sich im alten Agram oder in dessen nächster
Umgebung seit dem Mittelalter viele Ordenshäuser befunden. Von geistlichen Orden haben die
Tempelherren im alten Agram Spuren hinterlassen; wann sie sich aber in Agram niederließen,
ist unbekannt, man weiß nur, daß nach der Auflösung des Tempelordens (1313) der
Agramer Bischof Augustinus Easotti die Verwaltung der in seiner Diöcese gelegenen
Ordensgüter übernahm, über die er jedes Jahr in der Domkirche öffentlich genaue
Rechnung abzulegen pflegte.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch