Seite - 296 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 296 -
Text der Seite - 296 -
296
der kroatische Name „Remete" ist aus dem Worte .IZeremitae" entstanden; so hatten sich
nämlich die Einsiedler, die Fratres Paulini, benannt, als sie Ende des XIII. Jahrhunderts
aus Ungarn nach Croatien kamen und sich da niederließen. Im Jahre 1288 hatten sie
in Remete schon bestimmt ihr Kloster sammt der Kirche und wurden nun sehr oft durch
große Geschenke, sowohl von Seite des Agramer Domcapitels, als auch von anderen
Grundbesitzern, namentlich von großen Würdenträgern ausgezeichnet. Die Pauliner
waren im kroatischen Volke sehr beliebt und hochaugesehen als Seelenhirten, Prediger
und Ärzte, als Wohlthäter und Rathgeber des Volkes in jeder Noth uud Bedräuguiß.
Das Paulinerkloster zu Remete blühte fünf Jahrhunderte lang, bis Joseph ll. auch ihm
ein jähes Ende bereitete. Die Klosterkirche wurde in die (jetzige) Pfarrkirche, das Kloster-
haus in das Pfarrhaus verwandelt: beides waren Gebände aus der Zeit des Königs
Matthias Corvinus. Das letzte große Erdbeben hat die Kirche arg beschädigt.
Wer die hohe Wichtigkeit des Klosterwesens für die gesammte Cultur des
europäischen Mittelalters kennt, wird sich nicht wundern, daß wir alle diese Klöster
erwähnt haben. In der That beweist schon ihre Anzahl, welch reges Enlturlebeu in
der damaligen kleinen Hauptstadt Croatiens herrschte.
Im XVI. Jahrhundert verschwanden die Cistercienser und die Dominicaner aus
Agram, allein kurz nachher zogen an ihrer Stelle die Jesuiten ein und blieben hier bis zur
Auflösung ihres Ordens (1773). Sie errichteten um 1622 die noch jetzt bestehende
Katharinenkirche und daneben ihr geräumiges Klosterhaus, worin sie (1606) ein
Gymnasium eröffneten und später auch eine Buchdruckerei mit Buchhandlung, die alle
in Agram schon bestandeneu Buchdruckereien und Buchhandlungen in Schatten stellten.
Wohl zerschlugen sich ihre Unterhandlungen mit dem croatischen Landtag wegen Errichtung
einer Universität in Agram, aber nichtsdestoweniger haben sich die Jesuiten durch ihre
Schulen, sowie ihre literarische und schriftstellerische Thätigkeit, besonders durch Heraus-
gabe der Schulbücher, um die Heranbildung der croatischen Jugend im XVII. und
XVIII. Jahrhundert große Verdienste erworben. Diese Verdienste wurden auch öffentlich
anerkannt, indem der kroatische Landtag 1693 den Rector des Agramer Jesuiten-
collegiums auf immerwährende Zeiten zu seinem Mitglied ernannte, eine Ehre, die
übrigens schon früher dem Prior des Paulinerordens zutheil geworden war. Erwägt
man die Wichtigkeit des Agramer Bisthums und Domcapitels, sowie die Zahl der
dortigen Kirchen und Klöster mit ihren vielen Geistlichen und Mönchen nicht nur im
mittelalterlichen, sondern auch im neuzeitlichen Agram bis ins XIX. Jahrhundert herein,
so wird man geneigt sein, das alte Agram mit Seb. Brunner eine „geistliche Stadt" zu
nennen. In der That war der Einfluß der Geistlichkeit in Agram und überhaupt in
ganz Croatien bis in die zweite Hälfte des XIX. Jahrhunderts sehr groß. Dies ist anch
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch