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die ausreichende Erklärung, warum die Reformation, trotz der großen Anstrengungen
einiger einflußreicher Großen, weder in Agram, noch im übrigen Slavonien und Croatien
festen Fuß fassen konnte.
Die große Anzahl von Kirchen und Kapellen im alten Agram erregt Staunen.
Größere und knustvoller gebaute Kirchen waren freilich nicht gar so häufig. Unter diesen
kommt jedenfalls gleich nach der Domkirche die Marcuskirche, die schon seit den ältesten
Zeiten Pfarrkirche für die Agramer Obelstadt und für den größten Theil der neueren
Unterstadt ist, während die Capitelstadt
(mit der Marienkirche), sowie das
Neudorf (mit der St. Johanneskirche)
und die Lateinische Gasse (mit der St,
Peterskirche) seit jeher eigene Pfarr-
gemeinden bilden. Die Marcuspfarre ist
somit eine der bevölkertesten, ausge-
dehntesten und reichsten Pfarren in ganz
Croatien. Der Sage nach wäre die
Marcuskirche gleich nach der Vertreibung
der Tataren durch König Böla IV. erbaut
worden; dieser König habe auch das Bild
des heiligen Marcus für den Hauptaltar
aus Venedig mitgebracht. Jedenfalls ist
die Kirche schon im XIII. Jahrhundert in
gothischem Stil erbaut, uud wurde, wie
Ivan Kukuljevic de Sacci meint, schon im
XIV. Jahrhundert durch Zubau von
/ ^ Nher Stadtthurm »u Agram.
drei Kirchenschiffen und zwei Seiten-
capellen bedeutend vergrößert. Beim Bau dieser Kirche wurden wahrscheinlich Italiener
verwendet. Der uralte Name der „Venezianergasse" in der Nähe der Marcuskirche
zeigt, daß sich Venrtianer hier angesiedelt hatten, wahrscheinlich Kaufleute und Kunst-
gewerbetreibende. Die Marcuskirche litt während ihres Bestandes öfters durch Erdbeben
und Feuersbrünste großen Schaden; bei den Renovirungen und Zubauten erfuhr aber
der gothische Bau vielfache Verunstaltung,' so daß man Ende des XVIII. Jahrhunderts
die fälschlich für banfällig erklärte Kirche schon völlig abtragen und an ihrer Stelle eine
ganz neue erbauen wollte, was aber Josef II. bei seinem Besuche Agrams verhinderte.
Nach dem Erdbeben von 1880 wollte man sie wieder abtragen, begnügte sich jedoch, sie
endlich völlig zu reuoviren (1882). Seitdem ist sie eine Zierde Agrams, wenn sie sich
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch