Seite - 298 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 298 -
Text der Seite - 298 -
298
auch an Großartigkeit nicht entfernt mit der Domkirche messen kann, deren völlige
Renovirung seit dem letzten Erdbeben nunmehr auch ihrem Ende entgegengeht. Die
übrigen katholischen Kirchen Agrams und die zahlreichen Kapellen sind weder in
architektonischer Hinsicht, noch in Bezug auf ihr Alter mit dem Dom und der Marcus-
kirche zu vergleichen. Vo» vielen alten Kirchen und Kapellen, die, wie wir bestimmt
wissen, in Alt-Agram gestanden, findet mau keine Spur mehr, und an die Stelle von
anderen, schon baufälligen, wurden neue gebaut. So war in den ältesten Zeiten eine
Marienkirche im „vieus Istinvi-um" Pfarrkirche; an ihre Stelle trat zu Ende des
XIII. Jahrhunderts eine Antouiuskirche. Die Pfarre mit der St. Peterskirche wurde
1822 neuerdings eingeführt. An Stelle der alten Pfarrkirche zu St. Johann im Nendorf,
die bei der Errichtung der dortigen Pfarre durch den Archidiaeouus Johann von Gorica
um die Mitte des XIV. Jahrhunderts errichtet worden und zu Ende des XVIII. Jahr-
hunderts schou ganz baufällig war, erbaute der Neudörfel Pfarrer Michael Sinkovic 1799
aus eigenen Mitteln die neue, jetzige Pfarrkirche.
Eines ist sicher, daß das kleine Alt-Agram (das „geistliche Agram") mehr Kirchen,
Pfarren und Klöster besaß, als das große Neu-Agram. Von den Pfarrkirchen sind im
Laufe der Zeit zwei ganz verschwunden. Die eine ist die Pfarrkirche zur heiligen
Margaretha, an deren Stelle seit 1866 die griechisch-orientalische Kirche steht. Um diese
Pfarrkirche („ecelesia s. ^larssuretliue <Ze suburbio"), die schon in der ersten Hälfte
des XIV. Jahrhunderts erwähnt wird, wurde jedes Jahr durch vierzehn Tage der große
Margarethenmarkt abgehalten. Ebenso ist die Pfarrkirche zum heiligen Martin, die
beiläufig in der Mitte der Nordfront des Jelacic-Platzes (im deutscheu oder Schusterdorf)
stand, längst abgetragen und die Pfarre aufgelassen. Die vier jetzt bestehenden Pfarren
von Agram stammen also noch aus dem Mittelalter; seit Mitte des XIV. Jahrhunderts
wurde in Agram keine neue Pfarre mehr gegründet, wohl aber zwei Pfarren aufgelassen
und zur Marcuspfarre geschlagen. Diese freilich ist dadurch, sowie durch den raschen
Zuwachs der Bevölkerung Agrams, zu groß geworden, und man trägt sich schon seit
einigen Jahren mit der Idee, für die Unterstadt zwei neue Pfarrkirchen zu bauen und
zwei Pfarren aus der heutigen Marcuspfarre auszuscheiden.
Nicht ohne Interesse dürfte die Thatsache sein, daß Josef II. bei seinem schon
erwähnten Besuche der Stadt vier Pfarren für das damalige Agram als zu viel erachtete
und deshalb die Vereinigung der drei Pfarren: Neudorf, Capitelstadt und Lateinische
Gasse zu einer Kathedralpfarre, mit dem damaligen Neudörfel Pfarrer Michael Siukovi?
an der Spitze, verordnete. Dieser Befehl war, gleich dem über die Reducirung der Dom-
herrenstellen im Agramer Domcapitel, schon fast ganz durchgeführt, als Josef II. starb;
«ach seinem Tode mußten diese Anordnungen, wie so viele seiner Neuschöpfuugeu, wieder
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch