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die heutigen Italiener. Dicht vor der Einfahrt von Portor'e liegt der in floristischer
Beziehung berühmte Scoglio San Marco. Hier beginnt der Canal Maltempo (Seujska
vrata). Die Fahrt nach Cirkvenica durch diesen Canal ist bei starker Bora gefährlich,
ja für kleine Fahrzeuge schon bei gewöhnlichen Gewittern nicht rathsam. Nach Zengg
ist Portor'e der am meisten gefürchtete Borawinkel. Noch vor dem Ausgang aus dem
Canal Maltempo gegen Cirkvenica zu ist am kroatischen User ein windstiller Winkel,
Tiho oder Dubuo genannt. Wo sich der Canal Maltempo auf die See öffnet, erblickt
man St. Jakob oder Si l jevica, das einem Schwalbennest ähnlich am Ufer klebt.
Mancherlei in dieser Gegend gefundene römische Alterthümer weisen darauf hin, daß hier
an der alten Römerstraße eine Ortschaft stand. Das Meer nimmt an den üppig grünen
Usern eine eigenthümlich blaugrüne Färbung an, sein zierliches Wellenspiel umsäumt das
Ufer wie mit feinen Spitzen, die Lieblichkeit des landschaftlichen Bildes steht im Gegensatze
zu der großartigeren Gebirgslandschaft von Portore. Im dunkeln Grün der Ufer erkennen
wir den ^ilantkus und Vitex ^Knus Castus, den Strauch, unter dem die Göttin Hera
geboren wurde. Der Canal nimmt an Breite zu und nach einer Stunde Dampfschiffahrt
von Portore aus erreicht man das schön gelegene Cirkvenica, ein in neuerer Zeit viel
genanntes Seebad, das den Ehrgeiz hat, Abbazia Concnrrenz zu machen.
Cirkvenica zählt 1800 Einwohner und liegt an der Mündung der Vinodolka ins
Meer. Durch den schmucken Ort führt die Hauptstraße von Zengg und Novi über Portore
nach Fiume; sie folgt wahrscheinlich den Spuren der alten Römerstraße. Der Ort liegt
langgestreckt zu beiden Seiten dieser Straße, an der neu augelegten Strandpromenade ist
noch eine ansehnliche Häuserfront entstanden. Das Hochplateau von Lic bricht oberhalb
Cirkvenica ab und schließt als eine hohe, fast senkrechte Felswand den Hintergrund dieser
sanften Hügellandschaft. Diese von Ost nach West ziehende Wand wehrt dem stürmischen
Nordost den Zutritt, so daß Cirkvenica und das benachbarte Selce einen weitaus
milderen Winter haben, als alle anderen Ortschaften des croatifchen Küstenlandes. Durch
die großartige Munificenz des Erzherzogs Joseph und der kroatischen Landesregierung ist
hier sehr viel geschehen. Das flache Verlaufen des Ufers ins Meer, der feine sandige
Grund sind die Vorzüge dieses Seebades, welches leider das Unglück hatte, zum Gegenstand
übertriebener und nicht einwandfreier Speculatiouen gemacht zu werden, so daß die guten
Absichten seiner hohen Gönner nur zum Theile verwirklicht werden konnten. Vollkommen
durchgeführt ist die edle Stiftung des Erzherzogs Joseph, das im Jahre 1898 gegründete
„Ladislaus-Kinderasyl", wo namentlich arme scrophnlöse Kinder gepflegt werden, denen
die lauen Seebäder sehr wohl thun sollen. Diese menschenfreundliche Anstalt, die der
hochsinnige, edle und leutselige Erzherzog zur Erinnerung an seinen verunglückten
hoffnungsvollen Sohn begründete, ist in dem einstigen Paulinerkloster untergebracht, das im
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch