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Gipfel glatt rasirt. Nur hie und da erscheint in einein Thaleinschnitt ein grünes
Fleckchen. Es ist, als wäre man in das Reich des Boreas gekommen, der von hier
ausbricht, um in die Welt hinauszustürmen, Frost nnd Sturm bringend, aber auch die
Luft reinigend und die Nerven stählend. Kleine Oasen in dieser Steinwüste sind das
Dörfchen Kozica, wo selbst ein kleiner Hain von Nußbäumen vorkommt, dann etwas
weiter Cupina und St . Helena, wo in einer Mulde sogar Ansätze eines Weingartens
zu bemerken sind.
Von Zengg sührt eine gute, aber sehr harte Straße die steilen Uferfelsen entlang
gegen Süden. An derselben bieten von Ost nach West gehende Thaleinschnitte Schutz gegen
den Nordsturm, so daß hier wieder eine reichlichere Vegetation das Auge erfreut. Bei
der kleinen Bucht von St . Georgen (Sv. Juraj) treten unterirdische Quellen hervor und
ermöglichen die Bildung eines kleinen Handelsplatzes, der für die Ausfuhr von Holz
aus den oberen Gegenden des Velebit von Bedeutung ist. Vorgefundene Alterthümer
beweisen, daß hier schon eine altgriechische Niederlassung bestand; ein in das Agramer
Museum geschaffter Grabstein zeigt, daß der kleine Hafen schon zur Römerzeit blühte,
während Grabsteine aus späterer Zeit bekunden, daß er auch von den Venezianern
nicht unbeachtet gelassen wurde. Von St. Georgen führt die Straße einerseits hinauf
nach dem Hochplateau von Otocac, anderseits längs der Küste gegen Dalmatien
hinab. In dieser Richtung fortschreitend, kommt man noch an zwei Buchten, aus denen
starke unterirdische Flüsse hervorströmen und die Umgebung beleben. Noch viel mehr
Süßwasser strömt dicht am Meeresrand hervor, und im Meer selbst gehen bedeutende
Süßwasserqnellen in starken Strömen auf.
Von diesen zu St. Georgen gehörigen Buchten abwärts wird die Gegend noch
trostloser, als zwischen Novi und Zengg. Die Abhänge des Velebit, an der Likaner Seite
waldreich, sind nach der Seeseite vollkommen wüst, und seewärts bieten die gegenüber-
liegenden Inseln Arbe, Golo und Prviö auch kein freundliches Bild. Ein nacktes Stein-
meer, das etwa neun Quadratkilometer umfaßt. Man berechnet, daß es auf dieser Fläche,
trotz ihres schaurigen Aussehens, sieben Procent fruchtbaren Bodens gibt. Da auf die
Quadratmeile 2420 Einwohner kommen, so vertheilt sich dieser sehr geringe Procentsatz
fruchtbaren Erdreiches mit 0 29 Joch pro Kopf, während jedem Einwohner 3 74 Joch
Felsen zur Verfügung stehen. Was der Stnrm nicht vernichtet hat, zerstört der Mensch
noch hente mit der größten Beharrlichkeit; nicht nur daß die weidenden Ziegen und
Schafe jeden aufkeimenden Strauch vertilgen, die Menschen graben im Gestein nach den
Wurzeln der einst hier gestandenen Bäume, die, merkwürdig zähe, immer und immer wieder
zu treiben versuchen und ihre Ableger in die tieferen Felsspalten zu den versunkenen
Resten des Erdreiches hinabsenken. Man hat stellenweise eine Aufforstung dieser ganz und
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch