Seite - 430 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Reste der Burg von Poklek geschart. Mühsam bearbeitet der Bauer seine Kartoffeläcker,
die ihm seine Hauptnahrung bieten. Brot ist in diesen Bergen selten, und außer den
Kartoffeln geuießt der Bauer vorzugsweise ^anes , einen Brei von Maismehl.
Hinter Poklek erhebt sich der Gipfel Kumjacevac (775 Meter). Auch er gewährt eine
herrliche Aussicht, von der Grenze Steiermarks bis tief in die Ebene der Posavina, durch
welche die Save in vielen Windungen gegen Osten fließt. In nächster Nähe entwickeln sich
die Formen der Oberfläche als zahllose grüne Berggipfel. Hoch hinauf reichen die Alpen-
matten, und nur selten treten die grünen Coulissen, durch ein Wiesenthal getrennt, auseinander.
Die Straßen sind, dank dem reichlich vorhandenen Steinmateriale, in ausgezeichnetem
Zustande; ihre zahlreichen Serpentinen entsprechen dem Gebirgscharakter des Landes,
indem sie sich bald an die steilen Hänge schmiegen, bald in die tief eingeschnittenen, klamm-
artigen Thäler der Bäche hinabsteigen. Dem äußeren Verkehr ist Sichelburg nicht sehr
zugänglich, und die Hauptverkehrsader, die von Bregana her an der Ostseite in die
Gebirgswelt eindringt, durchschneidet die Landschaft nur bis Sosice. Sie steigt über
Stojdraga nachNovoselo, welches eine der höchstgelegenen Wohnstätten (805 Meter) ist,
dann hinab nach Kalje und in westlicher Richtung weiter nach Sosice (582 Meter), dem
Vororte des ganzen Gebietes. Der westlichste Theil wird nur von Fußwegen und Saum-
pfaden durchkreuzt. Von Sosice führt eine zweite Straße, dem Thale der Kupcina folgend,
gegen Süden nach Krasiö (154 Meter), und in die nächste Umgebung von Jaska, wo sich
ein breites Seitenthal der Knlpa öffnet und an die Stelle der mächtigen Berge und wolken-
bedeckten Gipfel bereits niedrige waldbedeckte Hügel treten.
Auch diese Verkehrswege sind erst in den letzten Jahren angelegt; noch vor kurzer
Zeit vermittelten Saumthiere den Verkehr nach Sosice. Darum blieb Sichelburg trotz
seiner geringen Entfernung von Agram und seiner landschaftlichen Schönheit ein wenig
erforschter und gekannter Winkel Croatiens.
Der geologische Bau ist trotz der ungemeinen Mannigfaltigkeit der Oberflächenformeu
ziemlich einfach, indem die Kreide den größten Theil des Gebietes einnimmt. Nach der
Richtung der Bergzüge erscheint das Uskokengebirge als ein Gegenstück des Agramers und
läßt eine geologische Verwandtschaft vermuthen. Die randständigen Höhen sind aus jüngeren
Schichten zusammengesetzt, die aber wegen der Zerfurchung des Bodens in kleinere
Lappen zertrennt erscheinen. Stellenweise tritt der Karst mit seinen Formen zu Tage,
so daß Sichelburg als ein Übergangsglied von den Alpen zn dem eigentlichen kroatischen
Karst erscheint. Die genauere geologische Durchforschung beschränkt sich vorzugsweise auf
die Umgebung Samobors, die dem Naturfreund in den Kohlen-, Eisen- und Kupfer-
lagern interessante Erscheinungen bietet. Leider haben wieder die tiefen Wasserrisse die
kohlenführenden Schichten so sehr zertheilt, daß die Lager nur locale Bedeutung haben.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch