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In diesem Gebiete tritt der alpine Charakter der Landschaft deutlich zu Tage. Nicht
in der absoluten Erhebung der Gipfel, die dnrchgehends unter 1000 Meter bleiben, wohl
aber in der beträchtlichen relativen Höhe der Landschaft, die als ein mächtiger Stock aus
den umgebenden Ebenen aufragt. Im Mittelpunkte des Gebietes, in der Umgebung von
Stojdraga und auch anderwärts, deuten die Bezeichnungen ,pc>nikve" (Karsttrichter)
und „fams" (Höhle) auf das Vorkommen von Karstformen.
Die gegen Süden gerichtete sanftere Abdachung, die in langgestreckten Hügelrücken
zur Kulpaebene abfällt, besteht aus jungtertiären mergeligen Schichten, die gelber Lehm
bedeckt. Unterhalb der Pljesivica bei Okiö treten dann confistentere Gesteine hervor, und die
Linie von der Pljesivica bis Prekrizje im Westen bezeichnet eine Stufe der Oberfläche. Südlich
gegen Jaska zu erstreckt sich der oben erwähnte niedrigere, ungefähr 200 Meter hohe
Hügelzug. Nördlich von dieser Linie erhebt sich das Terrain sofort über 400 Meter. Damit
scheint auch die Trennungslinie zwischen den jüngeren und älteren Gesteinen gegeben.
Kehren wir nun nach Poklek zurück, um noch einen Blick auf die interessanten
Naturerscheinungen längs der Straße zu werfen.
Verfolgt man die Straße von Poklek weiter, so gelangt man durch einen prächtigen
Buchenwald zum kleinen Weiler Novoselo, der nur 2 5 Kilometer entfernt ist. Bei Bratelji
erreicht die neue Straße ihre größte Höhe (768 Meter), dann steigt sie in mannigfaltigen
Windungen nach Kalje hinab. Nur bei Bndinjak durchschneidet sie ein ebenes, mit Birken
und Besenstrauch bewachsenes Karstfeld. Hier befindet sich in einer kesselförmigen Vertiefung
der kluftartige Eingang zur Höhle Zidovske kuce (Judenhäuser). Reste von Mauerwerk
deuteu darauf hin, daß die mehrere Abtheilungen umfassende Höhle zur Zeit der Türken-
kriege als letzte Zufluchtsstätte gedient hat. Wie so manche Burg dieses Gebietes, ist auch
Budimgrad verschwunden; nur die Sage erzählt noch von ihr und von der Kirche der
heiligen Nedelja, die einst hier gestanden.
Von den Serpentinen der Straße blickt man 200 Meter tief auf Mrzlo polje, unter-
halb Bndinjak, wo der Karstcharakter deutlich zu Tage tritt. Eine Einfenkuug mit unter-
irdischem Abflusse ist ein See, der unterirdisch abgeflossen ist. An diesen See erinnern
auch die Funde von Fischknochen, die beim Häuserbau im Boden gemacht wurden.
In dem kleinen Orte haben sich noch hente Überlieferungen aus dem Türkenkriege
erhalten, und manche Familien führen ihren Stammbaum Jahrhunderte weit zurück. Der
Adelsbrief der Gvozdanovic stammt aus dem Jahre 1588, und von Vitus Gvozdanoviö,
der zur Zeit Maria Theresias Oberstlieutenant in der Karlstädter Grenze war, berichten
die Urkunden, daß seine Familie aus Albanien hier eingewandert war und im Jahre 1779
das Baronat erhalten hatte. In Tisovac wohnt die adelige Familie Delivnki, in Sosice
die Radiö und Hranilovic.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch