Seite - 432 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Etwas abseits der Straße gegen Osten gelangt man durch einen prächtigen Buchen-
wald nach Pecno (509 Meter). Auf steinigem Baden voller Karsttrichter ist hier der Wald
üppig und kräftig erwachsen, wie auf dem besten Grund. Von der Kirche der heiligen Maria
aus genießt man eine wunderbare Fernsicht auf die westliche» höchsten Theile Sichelbnrgs.
Unterhalb Pecno, gegen den zur Kulpaebeue hinabeilenden Drenovacbach, dehnt
sich eine Steinwüste aus, in der weit und breit keine menschliche Ansiedelung zu sehen ist.
Nur Vranjak und Strbac bilden in der einsamen, öden Landschaft kleine Weiler, die aus
wenigen Häusern bestehen. In den gewaltigen Felswänden scheint die Natur eine Zufluchts-
stätte für alle geschaffen zu haben, die vor dem Feinde flohen. Nur das Wasser bildet
auch hier ein belebendes Element, und der Wasserfall bei Vranjak gewährt ein herrliches
Naturschauspiel. Über eine Wand von weißem Kalktuff fällt der Bach schäumend und
tosend, in eine Wolke von zerstäubtem Gischt gehüllt, 20 Meter tief hiuab.
Das ganze enge Thal des Slapnicabaches besteht aus wild zerklüfteten Wänden, Fall
reiht sich an Fall, die ganze Strecke bildet den wildesten Theil von Sichelburg. Die Gewalten
der Natur herrschen hier unbeschränkt, bauen mit mächtiger Kraft auf und zerstören ihre
eigenen Gebilde. Zwischen den Dolomitwänden wuchert in tiefen Abgründen mannshohes
Farnkraut, gestürzte Baumriesen kreuzen den Weg, und der Wanderer verliert sich zwischen
gewaltigen Felsblöcken und ragenden Bäumen wie in einem Urwalde. Je tiefer man eindringt,
desto furchtbarer wird das Bild und desto schauerlicher das Getöse der stürzenden Wasser.
Bis zum Wasserfall Brifalo kann man vordringen, dann aber hört jede Spur eines Weges
auf, und man muß gut zu Fuß sein, um noch weiter in diese Felswüste einzudringen.
Geht man dem rechten Ufer des Baches entlang, so gelangt man in einen dichten,
schweigenden Buchenwald, der die Tageshelle in abendliche Dämmerung verwandelt.
Plötzlich erblickt man einen Wasserfall, dann einen zweiten, dritten, vierten, und endlich reiht
sich Fall an Fall, Bassin an Bassin. Dolomitwände und -Zacken, jäh abfallende senkrechte
Felsen, gestürzte Riesenbäume, eine dicke, schwarze Humusschichte, in der die Füße
versinken, ganze Wälder von Farnen, deren manche 15 Meter hoch werden, bilden eine
furchtbare Wilduiß, in welcher der erkältende Schatten, gewaltiges Rauschen und Tosen
und betäubendes Donnern von hundert Wasserfällen den Eindringling überwältigt.
Je weiter er kommt, desto steiler werden die Ufer, endlich verliert sich der gebahnte
Pfad und es heißt in der That über Stock und Stein klettern, um den Fall Brisalo zu
sehen, der in 50 Meter hohem Absturz mit ungeheurem Donnergetöse in die Slapnica
hinabschießt.
Bei Pecno liegt die Höhle Zazidana Pelina (vermauerte Höhle). Man kann sie nur
durch eine schiefe Spalte betrete» und gelangt dann durch einen etwa zehn Meter langen
Gang vor eine von Menschenhand aufgeführte Mauer, in der sich ein langes, schmales
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch