Seite - 464 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
Bild der Seite - 464 -
Text der Seite - 464 -
464
Die Gebirgsgrnppen, welche Zagorje bilden, setzen sich in hügeligen Ausläufern
nach Norden fort und treten unter dem Namen Kolos bis zum Draveufer vor; der steile,
stufenförmige Abfall des Kolos dient als rechter, die gleichhohen, an 300 Meter erreichen-
den Ausläufer der südsteirischen Berge als linker Flügel der Pforte, die den Eingang in
die Podravina bildet. Wie am Fuße des Agramer Gebirges findet man auch hier
Terrassen, die an den Hängen das alte, höhere Draveufer erkennen lassen, und auch die
Agramer Ebene hat ihr Seitenstück in der flachen Warazdiner Bucht, die sich am Fuße
der zurücktretenden Berge halbkreisförmig ausbreitet.
Die rechtsseitigen Zuflüsse der Drave unterscheiden sich nach Länge, Wasserführung,
Bau der Betten, ja sogar Gruppirnng nur in geringem Maße von den linken Zuflüssen
der Save. Das beschränkte linksseitige Flußgebiet der Save wiederholt sich im rechts-
seitigen der Drave, denn von dieser Seite treten die kroatischen Bergzüge nahe an den
Strom heran, erstrecken sich dem Flusse parallel und geben daher verhältnißmäßig nur
geringe Wassermengen an die Drave ab.
Es bestehen aber zwischen der Save und Drave auch bedeutende Unterschiede. Die
Drave gewann als Grenzfluß und als Verkehrsweg nie jene Bedeutung, die der Save
his in die neueste Zeit vorbehalten war. Die Absiedlungen an ihren Ufern besaßen, mit
Ausnahme Esseks, als Übergangsstellen, als Stützpunkte militärischer Operationen und
als Culturcentren niemals jene Anziehungskraft, die am Savestrande Weltstädte entstehen
ließ und ihre Geschichte reicht mit wenigen Ausnahmen nur einige Jahrhunderte zurück.
Schon Plinius hat in seiner Charakteristik: „vravus e 5?orieis violentior, Snvus
e tlarnieis plaeiäior" den Unterschied beider Flüsse treffend wiedergegeben, aber bis in
die neueste Zeit nahm man nicht Anlaß, die Drave in ein künstliches Bett zu zwingen. Die
Römer, die an der Save großartige Wasserbauten durchführten, scheinen der Drave keine
Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Auch später bis ins XVIII. Jahrhundert konnte man
bei der geringen Dichte der Bevölkerung der Drave jenen breiten Streifen Landes über-
lassen, der ihrer Gewalt ausgeliefert war. Erst als ein gesteigerter Verkehr, der von der
Donau weit in die Drave reichte, und die wachsende Verdichtung der Bevölkerung Sicherung
des Wasserweges und der anliegenden Gelände gebieterisch forderte, versuchte man, den
wilden Strom zu zähmen.
Zu diesem Behufe wurde» die verwilderten Arme in Canäle gezwungen und dem
Mutterstrome durch Dämme der Ausbruch ins flache Land verwehrt. Die ältesten Nach-
weise über diese Arbeiten reichen nicht hinter das Jahr 1780 zurück, man kann daher
sagen, daß die Drave, mit der Save verglichen, eine sehr kurze Geschichte hat. Auch fließen
die Quellen dieser Geschichte nicht sehr reichlich, und dies stimmt mit der untergeordneten
Rolle, die der Fluß Jahrhunderte hindurch in Croatien gespielt hat.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch