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Beatrice und die Erdödy, beschenkten das Kloster mit ausgedehnten Ländereien und
Werken der Kunst, so daß es bald zu den bedeutendsten Croatiens zählte. Die wohl-
verwahrte Schatzkammer enthielt den reichgestickten Königsmantel Matthias', dann
verschiedene Kunstwerke, welche Johann bei der in der Lepoglavaer Kirche vorgenommenen
Beerdigungsfeier seines Vaters den Pauliuern zugewendet hatte. Darunter befanden sich
zwei alte, reich mit Edelsteinen gezierte Kelche, vier mit echten Perlen gestickte Meß-
gewänder, eine große, kostbare Monstranz, eine große silberne Schüssel?c. Beatrice
vermehrte nach dem Tode ihres Gatten Johann diese Schätze durch Schenkungen und auch
aus den anderen Paulinerklöstern, die gegen die Türkeneinfälle nicht genügende Sicherheit
boten, wurden die werthvollsten Gegenstände hierher geschafft, so daß Lepoglava ein
wahres Museum von Kunstwerken enthielt. Als die alten, juwelenstarrenden Kirchen-
gewänder durch den Gebrauch abgenützt waren, übertrug der Orden ihre Wiederherstellung
der Witwe des Grafen Petheö in Preßburg. Zwei Jahre lang arbeitete die fromme Frau
an dem Werke, taufende von kostbaren Perlen wurden als Schmuck verwendet, und als
die Gewänder im Jahre 1678 abgeliefert wurden, behaupteten Kunstverständige, daß
nicht einmal in Rom Schöneres vorhanden sei. Dies war das letzte Werk jener
kunstfertigen Hände, zum Lohne aber erbat sich die Gräfin ein Grab in Lepoglava.
Im XVII. und XVIIl. Jahrhundert wurde die Kirche durch Zubauten und Kapellen
erweitert, die von den adeligen Familien der Umgegend gestiftet waren. Im Jahre 1673
errichtete Frau Jndite Balagovic die Kapelle der matvr llolorosa und schmückte sie mit
einem schönen Gemälde, die Witwe Sophie Rattkay widmete 1702 eine Kapelle dem heiligen
Josef, Ladislaus von Pataciö eine der heiligen Dreifaltigkeit, Johann Draskovic und seine
Witwe Magdalena Nadasdy erbauten die Loretto-Kapelle und in dieser Weise erwuchs die
Kirche mit ihrem an 50 Meter hohen Thnrme zu einem nicht gerade stylgerechten, aber
umfangreichen Bauwerke. Die Aufhebung der geistlichen Orden traf 1786 auch die
Pauliner, und bei der Übernahme in die weltliche Verwaltung erlitt das Land schmerzliche
Einbuße durch den Verlust jener Kunstschätze und historisch wichtigen Gegenstände.
Im Jahre 1808 ging das Klostervermögen an das Cazmaer Capitel über, das
später von hier nach Warazdiu übersiedelte. Vom Capitel übernahm 1854 der Staat alle
Baulichkeiten und es wurde eine großartige Strafanstalt eingerichtet. Jetzt befinden sich da
mehrere Hundert Sträflinge, die nach dem humanen Grundsatze, daß die Strafe auch
bessern müsse, behandelt werden.
In dem Hügellande, das sich von der Jvancica nordwärts zur Drave erstreckt und
in dem sich die eben erwähnten Schlösser und Ortschaften (Trakosöan, Kleuovnik, Jvanec,
Lepoglava:c.) befinden, leben Kajkavci, d. h. Croaten, deren Fragewort lautet.
Am Fuße der Jvancica nennt sich das Volk selbst noch Zagorci (Zagorjaner), was vom
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch