Seite - 475 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Von der Bahnstrecke östlich erreicht man in einer Stunde die heilkräftige Quelle
von Warazdin-Töplitz. Der von Warazdin nur 13 Kilometer entfernte Ort liegt 198 Meter
über dem Meere in günstiger, wohlgeschützter Lage, am Ausgange eines kleinen, gegen die
Vednja geöffneten Seitenthales. Die Kraft der warmen Schwefelquellen vereint sich hier
mit der herrlichen Lage inmitten von hügeligem Waldlande und mit günstigen klimatischen
Verhältnissen. Die Temperatur bewegt sich vom Mai bis October zwischen 16 Grad und
20 Grad Celsius und ist keinen großen Schwankungen unterworfen, starke Winde sind
selten und die Niederschläge, obwohl genügend stark, um auf dem jungtertiären Boden
eine kräftige Vegetation zu erhalten, finden überall raschen Abfluß zur Bednja. Der
Ort, theilweise am sanften Abhänge des Hügels gelegen, bietet mit seinen stattlichen
Häuseru und reinen Gassen den Anblick eines hübschen Städtchens (mit 1500 Einwohnern),
das durch die Fürsorge der Besitzer und durch den regen Fremdenverkehr manche
Verschönerung und Förderung erfahren hat. Zahlreiche römische Inschriften und andere
Funde, die zum Theil den Schmuck des Ortes bilden, bestätigen die Angaben des
Plinius, daß die Quellen von Jassae vielen Kranken Heilung brachten. Bis zur Zeit
Konstantins blühte der Ort, der sich zu einem bedeutenden Bade entwickelt hatte; dann
vernichteten die Barbaren auch hier alles Römische und erst zn Anfang des XII. Jahr-
hunderts finden wir den Ort wieder als Toplissa, Toplicha, Toplika und Thoplitz
wieder, als ihn Banns Aleksius, der Sitte jener Tage gemäß, zur Erinnerung an seinen
früh verstorbenen Sohn dem Capitel der Agramer Kirche schenkte. Seine Werthschätzung
im Mittelalter beweist, daß dem Bade große Bedeutung zugeschrieben wurde, und öfters
versuchten die Großen des Landes, den Ort dem Capitel zu entreißen, was auch zu
verschiedenen Malen gelang. Endlich bestätigte Ferdinand I. die Rechte des Capitels und
von da an bis heute ist Töplitz in dessen Besitz. Das Capitel hat nun alle entsprechenden
Einrichtungen getroffen, die man in einer modernen Heilanstalt erwartet. Stattliche,
schloßähnliche Gebände bieten bequeme Unterkunft, der alte wohlgepflegte Park, unter
gewaltigen Kastanienbäumen schattige Plätze nnd die reizende Umgebung iu frischer
Waldluft, anregende landschaftliche Bilder auf dem Wege in die Schweizerei, zum
Brüudl Im Park entspringt aus einem mit römischen Reliefs eingefaßten Bassin die
Quelle, die täglich 40.000 Hektoliter klares Wasser liefert. Der starke Geruch des Schwefel-
wasserstoffs und die Temperatur von 58 Grad Celsius verrathen sofort die besonderen
Eigenschaften der Quelle; der Schwefelgehalt ist so bedeutend, daß das abfließende
Wasser überall Ablagerungen zurückläßt, die alle zwei Jahre entfernt werden müssen.
Der Überfluß an Wasser ist so groß, daß es auch zum Begießen verwendet wird uud
seine Wärme im Park tropische Pflanzen gedeihen läßt. Außer der Quelle, deren
Heilerfolge besonders bei allen rheumatischen Krankheiten gerühmt werden, verwendet
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch