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Heute zeigt Warazdin die Physiognomie eines friedlichen Landstädtchens, denn seit
1807 sind die Befestigungen den Bedürfnissen des bürgerlichen Lebens gewichen
und nur einzelne Reste erinnern an die kriegerischen Ereignisse, die sich hier abgespielt
haben. Die bedeutendsten Gebäude siud außer dem Erdödy'scheu Schloß das im Jahre
1699 vom Grafen Georg Erdödy erbante Francis-
canerkloster, das 1708 von der Gräfin Draskoviö
gegründete Ursnlinerinnenkloster, das schöne
Theater, das Obergymnasium, die Pfarrkirche zum
heiligen Nikolaus und die Synagoge. Den Grund-
stock der Bevölkerung bilden die zünftigen Meister
verschiedener Handwerke, die zugleich Grundbesitzer
sind. Der Haudel befindet sich größtentheils in den
Händen der Israeliten, die neben den Deutschen
einen starken Bruchtheil der nicht kroatischen
Bevölkerung ausmachen.
Warazdin zählt zu den bedeutendsten Städten
Croatiens, aber nicht allein wegen seiner Bevöl-
kerungsziffer, sondern auch wegen des regen
geistigen Lebens, das sich hier seit Jahrhunderten
entfaltet und in den Kreisen der tüchtigen Bürger-
schaft stets gefördert wnrde. In Warazdin fand die
Literatur früh eine Heimstätte, das Gymnasium
gehört zu den allerersten des Landes, und das Kloster
der Ursnlinerinnen stand als weibliche Erziehungs-
anstalt von altersher in berechtigtem Ansehen. Das
große schöne Theater, die Musikschule, der Gesang-
verein u. s. w. legen beredtes Zeugnis ab für das
Zusammenhalten der Bürger, ihren geselligen
Sinn und ihren Bildungsdrang. Auch dem Mangel
an landschaftlicher Schönheit hat man durch einen städtischen Park abgeholfen, dessen
prächtige Anlagen eine Zierde der Stadt und einen vielbesuchten Erholungsort bilden.
Der Friedhof mit seinen vielen schönen und geschmackvollen Denkmälern ist einer der
schönsten des Landes. In den letzten Jahrzehnten war dieBedentnng Warazdius alsMittel-
pnnkt des Handels der oberen Podravina gesunken, die großen Märkte hatten ihre Anziehungs-
kraftverloren und derVerkehr neue Wege eingeschlagen. Dadurch war auch das Kleingewerbe,
besonders die Cizmenmacherei, die mit ihren Produkten das Land weit herum versorgt
Das Denkmal Peter von Zrin's bei Warazdin.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch