Seite - 502 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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schwellen die Bodenwellen höher an und gehen gegen Westen in die Hügel des Pozeganer
Gebirges über. Auch diese Hügel sind gut bebaut, und in den Thälern wie auf den Höhen
liegen zahlreiche Dörfer.
Das Thal des Breznicabaches bildet eine tiefe Furche, die bis zur Wasserscheide
des Pozeganer Kessels und zum Quellgebiet der Londza reicht. Langsam nur steigt der
Thalboden an und bietet für zahlreiche Siedlungen Raum und fruchtbaren Boden. Selbst
der Ort Levanska Varoö und das Schwefelbad Breznica, die am Fuße der bedeutendsten
Erhebungen liegen, erreichen nur etwa 130 Meter Höhe über dem Meere.
Das Bad bietet mit seinen primitiven Einrichtungen ein eigenthümliches Bild. Es zeigt
noch jetzt jenes Stadium der Entwicklung, in welchem Tanbe die vielen heilkräftigen
Quellen Slavoniens im vorigen Jahrhundert fand, als die Unternehmer keine Investitionen
wagen wollten, da die geringe Bevölkerung nur einen geringen Zuspruch ermögliche.
Breznica ist ein Volksbad, und wer seiner Heilkraft theilhaftig werden will, muß
auf jedwede Bequemlichkeit verzichten.
Das Volk ist in dieser entlegenen Gegend zurückgeblieben, und noch manches dürfte
genau so sein, wie es Taube gesehen. Er hat die eigenthümliche Lebensweise und die
von allen übrigen Staaten abweichende Einrichtung der Militärgreuze mit offenem Auge
erfaßt und mit großer Anschaulichkeit geschildert.
Gerade die slavonische Senke aber bot reichen Stoff zur Beobachtung. Hier verlief
die Scheidelinie zwischen den Eomitaten, das heißt dem Civilterritorium und den
Regimentern, das heißt den Verwaltungsgebieten der Militärbehörde, seltsam gebrochen;
hier fängt Sirmien an, und gegen Westen erhebt sich ausgedehntes Hügelland.
Die von Taube geschilderten Zustände sind aber noch jetzt von Interesse, denn sie
bilden die Grundlage, auf der sich das heutige Volksleben entwickelt hat.
Wir sind Taube zu großem Dauke verpflichtet, denn seine scharfe Schilderung, die
nichts von Schönfärberei an sich hat, gestattet einen Vergleich des damaligen und des
heutigen Volkslebens in seinen wichtigsten Erscheinungen. Daß sich das Volk der slavoni-
schen Senke bis zu einer Gesittung durchgerungen hat, die es dem Angehörigen der
europäischen Eulturstaateu gleichstellt, werden folgende Schilderungen erweisen.
Wie ungünstig besonders die fremden Heerführer in der Grenze gewaltet, hebt
Taube — wahrheitsgetreu wie überall — tadelnd hervor und hält besonders den
deutschen Generalen vor, wie unrichtig es sei, die Unwissenheit des Verstandes und die
Wildheit der Sitten als bestes Mittel zu Gehorsam und Heldenmuth auszunützen.
Durchstreifen wir die reinlichen, ja prächtigen Dörfer der Ebene, wie Babinagreda,
Hupanja, Bosnjaci, Vrbauje u. s. w., werfen wir einen Blick in die sorgsam instand
gehaltenen Wohnräume und reichgeschmuckten Putzstuben, betrachten wir die Schaaren
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch