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aber auch den Nachtheil, daß sie den Verkehr mit der Draveebene erschwert. Dagegen war
das Land durch seine leichte Zugänglichkeit von Süden her den häufigen Einfällen der
Türken ausgesetzt.
Die Eisenbahn, welche Pozega mit Nasice und Essek verbindet, folgt dem Laufe der
Londza und übersetzt die Krudija. Über die niedere Dilj gora führt eine schöne neugebaute
Straße mit einer Steigung von nur 200 Meter nach Brod. Als natürlicher Knotenpunkt
dieser Straßenzüge verbindet Pozega die östlichen und westlichen Theile Slavoniens, und
von hier aus beherrschten die Türken das Land.
Die Geschichte der Entwicklung Pozegas (im Mittelalter Pozsega oder Pozsegavar)
reicht wohl bis in die Zeit der Römer, läßt sich aber erst seit Beginn des XIII. Jahr-
hunderts genauer verfolgen. Es gehörte zur Fünfkirchner Diöcese. Unter König Andreas II.
kaufte Pozega der Erzbischos von Kalocsa Ugrin. In rascher Folge wechselten später
die Herren des Ortes, bis ihn im Jahre 1537 die Türken zum Mittelpunkt ihrer
Herrschaft in Slavonien machten. Der allgemeine Verfall und Rückgang des Türken-
reiches um die Wende des XVIII. Jahrhunderts brachte im Jahre 1687 auch Pozega
wieder die Freiheit. Als viel umstrittener Sitz und Stützpunkt der Türkenherrschaft
war es im Laufe dieser Zeit oft heftig angegriffen und tapfer vertheidigt worden.
Mehreremal ging es dabei in Flammen auf und Ströme Blutes flössen auf beiden Seiten.
Noch einmal, 1689, kehrten die Türken zurück, wurden aber von dem tapferen Francis-
caner Lnka Jmbrisinovic, der den Landsturm führte, am Sokolovacberge bei Pozega
vollständig geschlagen. Noch heute wird die Erinnerung an diese Schlacht, die Pozega ans
immer von dem harten Joche der Paschawirthschaft befreite, am 12. März, dem Gregors-
tage, festlich begangen. Der gesicherte Frieden machte auch die Festung überflüssig, aus der
1750 die Besatzung abgezogen war. Später, im Besitze des Agramer Bisthums, wurden
die Befestigungen ganz vernachlässigt, so daß nur noch Ruinen vorhanden sind. Dagegen
gedieh die städtische Ansiedlnng, die Bevölkerung vermehrte sich und im Jahre 1791 wurde
Pozega als königliche Freistadt inarticnlirt.
Das äußere Bild des heute über 4000 Bewohner zählenden Ortes ist das eines
hübschen, freundlichen Landstädtchens, dem die Schlucht des Vucjakbaches und die steilen
Hänge der bis zum Hauptplatze vortretenden Hügel ein malerisches Ansehen geben.
Der östliche Theil, Arslanovci genannt, schmiegt sich an den Fuß des Hügels
Grgin dol (Georgsthal), der große Markt lehnt sich an den Kapavac, und der westliche
Theil, „zum heiligen Rochus" genannt, zieht sich dem Sokolovacberge entlang.
Die gewölbten Laubengänge der meist einstöckigen Häuser am Markte geben dem
Städtchen ein alterthümliches Aussehen. Sehr alte Gebäude sind nicht vorhanden, denn
die großen Feuersbrünste in den Jahren 1779, 1842 und 1854 vernichteten viele Hänser
und sogar das städtische Archiv und die Bibliothek mit vielen werthvollen Handschriften.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch