Seite - 524 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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scheidet. Durch die Dörfer Krestovae, Slobostina, Orljavac und Kamensko zieht sie langsam
ansteigend das geräumige Thal hinan, fast ununterbrochen zwischen Häusern bis in die enge
Klamm am Orljava-Ursprunge. Hier werden die Berge höher, dunkle Wälder bedecken
ihre steil abfallenden Flanke», die Bäche haben tiefe Schluchten eingerissen, die Aussicht
ist beschränkt und die Bewohner der hochgelegenen Weiler ringen dem Boden nur mühsam
die Mittel zu ihrem Unterhalte ab.
Von Buc senkt sich die Straße in das Thal der Pakra, das sich unterhalb Pakrac
zu einem wohlbebauten Felde ausbreitet, dem die berühmte warme Jodquelle von Lipik
entspringt. Der Psnnj geht hier in offenes Hügelland über, dessen Fruchtbarkeit zahlreiche
Dörfer entstehen ließ. Die heilkräftigen Quellen von Lipik, deren starker Jodgehalt,
verbunden mit der hohen Temperatur des Wassers (constant 64 Grad Celsius), auf viele
Krankheiten eine überraschende Wirkung übt, sind erst in den letzten Jahrhunderten gewürdigt
worden, während früher das altberühmte Bad von Darnvar die Gäste mehr an sich zog.
Der Graf von Darnvar war auch Besitzer von Lipik, und da man irrthümlich
meinte, die Quellen Lipiks und die von Darnvar seien von derselben Beschaffenheit, so zog
man das mehr Comfort bietende Städtchen dem Weiler Lipik vor.
Zu Ende des XVIII. Jahrhunderts wurde die erste Quelle gefaßt und ein Badehans
errichtet, aber die Kranken mußten im nahen Pakrac übernachten, da Lipik selbst nicht
genug Sicherheit gegen die häufigen räuberischen Überfälle gewährte.
Noch Cranz reihte 1777 Lipik in seinem classischen Werke über die Gesundbrunnen
der österreichischen Monarchie unter die warmen Schwefelbäder. Als aber die chemischen
Untersuchungen der neueren Zeit erwiesen, daß die Quellen zu den stärksten Jodwässern
der Welt gehören, hob sich der Besuch rasch, und heute verfügt der Ort über alle Hilfsmittel
und Bequemlichkeiten der modernen Bäder und Tausende von Kranken finden hier Heilung
von schweren Krankheiten. Es gewährt einen überraschenden Anblick, wenn Kranke, welche
die ersten Tage auf Rollstühlen gefahren wurden, sich nach wenigen Wochen bei den
Klängen des Orchesters im Parke ergehen. Es herrscht daher auch in den Sommer-
monaten, die aber nicht sehr heiß sind, ein reges Treiben; aus aller Herren Ländern
kommen Gäste und oft müssen welche in Pakrac Unterkunft suchen.
Pakrac (im MittelalterPekreez) ist ein hübscher Marktflecken von 2000Einwohnern.
Mitten im Orte erhebt sich die noch ziemlich erhaltene Ruine des alten Schlosses Pakrac,
das gegen 1530 im Besitze des Helden Nikolaus von Zrin war. Als Sitz eines griechisch-
orientalischen Bischofs, einer Lehrerbildungsanstalt und mehrerer Behörden, sowie als
Endstation der nach Lipik führenden Bahnen hat Pakrac besonders zur Zeit der Bade-
saison starken Verkehr. Zu den bedeutenderen Bauten gehören die Residenz des Bischofs
nnd das Landesspital, das einst ein Trenck'sches Schloß war und von einem schönen Parke
umgeben ist.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch