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Dieses tiefliegende Gebiet ist trotz der vielfachen Entwässerungsarbeiten noch immer
Überschwemmungen ausgesetzt, und wenn der Rückstau der Save den im Lonjabecken
angesammelten Wassermassen keinen Ablauf gestattet, ergießen sich gewaltige Wasser-
massen über den flachen Boden und ein Meer scheint den Fuß der Hügel zu bespülen.
Es ist ein amphibiales Gebiet, dessen fester Boden in günstigen Jahren reiche
Ernte gewährt, wo man aber auf den Wiesen und Äckern auch dem Angelsport huldigen
kann. Der von zahllosen Wasserläufen durchschnittene Boden, der eine üppige Vegetation
erhält, gleicht eiuer amerikanischen Deltalandschaft in verkleinertem Maßstabe, wo man
die Entstehung der Steinkohlenlager stndiren kann. Eine dichte Pflanzendecke hat den
morastigen Boden überzogen. Tümpel reiht sich an Tümpel, und halb im Schlick
begraben liegen die entwurzelten Bäume hauseuweise herum. So häuft sich hier das
Holz seit Jahrhunderten an, und wenn nach Überschwemmungen die Flnthen abgefallen
sind, findet mau braune und schwarze astlose Stämme, an denen man deutlich die
Phasen der fortschreitenden Verkohlung erkennt.
Am östlichen Rande dieses Beckens führt die Eisenbahn nach Lndina, und dann
nach Moslaviua, wo Graf Berchtold ausgebreiteten Grundbesitz hat.
Das zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts von den Grafen Erdödy erbaute Schloß
Moslavina (Monoszlö) besteht aus einem imposanten Hauptgebäude mit einer Kapelle nnd
zwei kleineren schloßartigen Gebäuden, an die sich ausgedehnte landwirthschastliche Bauten
und eine Dampfmühle reihen. Es erhebt sich auf einem Lößhügel am Thalansgange des
Jelenskabaches, knapp am Rande einer wohlbebauten, mit zahlreichen Dörfern besetzten
Ebene. Hier ist der wichtigste Theil des ganzen Hügellandes, wie auch alte Grundmauern
in der nächsten Nähe des Schlosses darauf hinweisen, daß die Römer gerade diesen Theil
der Gegend besiedelt hatten.
Nicht nur die bedeutendsten Ortschaften, sondern auch die bemerkenswerthesten
Naturerscheinungen sind im südwestlichen Theile zusammengedrängt-
Folgt man vom Schlosse Moslavina, dessen Name wohl auf das ganze Gebiet über-
gegangen ist, dem Jelenskabache thalanfwärts, so sieht man die Hänge des wohlbebauten
Thales hinter Jelenska nahe zusammentreten; man ist ans den Granit des Hauptkammes
gelangt. Hier befindet sich etwa zwei Stunden Weges vom Schlosse der Steinbruch, der
den schönen Moslaviner Granit liefert.
Dieser kernige, dichte, blaßgraue Stein, der auch größere Blöcke liefert, hat für
Eroatien eine große Bedeutung, da hier fast die einzige Stelle ist, wo man ein sowohl
für Straßenpflaster als auch für Bildhauerarbeit geeignetes Material vorfindet.
Von Moslavina führt die Straße in östlicher Richtung über Voloder am Rande
der Höhen in zwei Stunden nach Graeenica. Verfolgt man das rechte Seitenthal des
Croatien und Slavonien. 35
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch