Seite - 548 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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weisen im Gegensatze zu den leinenen Kleidungsstücken der Weiber keine oder nur
bescheidene farbige Stickereien auf. Denn derStolz der männlichen Jugend sind die bunten
seidenen Westen und die glänzenden hochschäftigen Stiefel. Es ist ein schöner Anblick,
wenn die hochgewachsenen, breitschultrigen Männergestalten im Schmucke ihrer blendend
weißen Wäsche, den schwarzen kleinen Hut keck auf dem Ohre, leichtfüßig daherschreiten.
Energisch treten sie auf, die Leinenhose ist hochgeschoben, damit der glänzende
Stiefelschaft zur Geltung kommt, unternehmend blitzen die Augen unter dem knappen
Rande des blumengeschmückten Hutes hervor nach den geputzten Mägden, die zum Kirch-
gang all den ererbten Schmuck von schwerem Gold und Korallenketten angelegt haben.
Über dem Hemde wird die aus Atlas oder Seidenstoff verfertigte Weste getragen,
von deren schwarzem Grunde sich gestickte Rosen in lebhaften Farben abheben. Auf dem
sorgfältig gekämmten und zugeschnittenen Haare sitzt der runde Hut, von dessen schmaler,
anliegender Krämpe eine Pfauenfeder oder ein Busch künstlicher Blumen nebst dem
dreifarbigen nationalen Bande herabnickt.
Im Winter wird diese leichte Kleidung durch enge, aus stärkerem Leinen verfertigte
Hosen (Caksire) und eine schwarze Stoffjacke vervollständigt. Nur Leute, denen ihre
vorgerückten Jahre das Anrecht auf wärmere Hüllen geben, tragen bis an die Kniekehlen
reichende Ueberröcke. Diese anliegenden, mit Ärmeln versehenen Mäntel (Enrci) werden
aus Lamm- und Schaffellen verfertigt; auf den nach außen getragenen gelben Ledergrund
sind farbige Lederstücke aufgenäht, deren traditionelle Ornamentik genau beobachtet wird.
Bei den jüngeren Weibern hat der Einflnß der auswärtigen Mode die Reinheit
der schönen ursprünglichen Tracht stark beeinflußt; nur bei älteren Frauen findet sie sich
noch in Schnitt und Stoff streng nach den traditionellen Überlieferungen. Sie besteht aus
einem langen, bis zu den Knöcheln reichendem Hemde, dessen Schoß in schmale Falten
gelegt ist. Unter dem spitzenbesetzten Saume gucken die rothen oder weißen Strümpfe,
die niedlichen offenen Schuhe von feinstem Leder oder die gestickten farbigen Pantöffelchen
hervor. Und die Mädchen verstehen es sehr wohl, den kleinen, wohlgebauten Fuß zur Geltung
zu bringen. Als Stoff dient ausschließlich ein, wie alles Weißzeug zu Hause gesponnenes,
sehr feines, weißes oder mit Safran etwas gelblich gefärbtes Leinengewebe, das oft so durch-
sichtig und zart gesponnen ist, daß es lebhaft an die koischen Gewänder erinnert. Ohne
Stickereien umwallt es die schlanken Gestalten duftig und leicht, aber in tausend Falten, so
daß es trotz seiner Durchsichtigkeit den Körper vollständig verhüllt. Desto reicher ist die
breite Schürze Kastor), die vom Gürtel abwärts fast das ganze Hemd bedeckt, mit
Stickereien, Schlingereien und Spitzen geschmückt. Um die schlanke Taille schlingt sich ein
Gürtel, bei den Mädchen aus farbigen Seidenbändern, bei den Frauen aus rothem Woll-
zeug, und hält das Oberhemd (oplecw) fest, das auch in Falten gelegt den Oberkörper
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch