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jeweiligen königlichen Commissär oder einen anderen hervorragenden Gast. Das geräumige
Vestibüle des Palastes überrascht durch seine ruhigen, ebenmäßigen Verhältnisse und die
lichte, freundliche Anordnung; darüber im ersten Stock ist das Schiff der kleinen Haus-
capelle des serbischen Patriarchen, die der serbische Maler UroD Predic, ein begabter
Schüler der Wiener Akademie, mit trefflichen Heiligenbildern geschmückt hat.
In denr großen, im Hochparterre gelegenen Pruukresectorium hängt ein Kolossal-
gemälde des weit über die Grenzen seiner Heimat berühmten Malers Paul Jovauoviö;
es stellt die Einwanderung der Serben in Ungarn, beziehungsweise in Slavonien (1690)
sehr wirkungsvoll dar.
Die Hofgeistlichen des Patriarchen sind in Nebengebäuden untergebracht, da das
für sie bestimmte Stöckelgebäude derzeit noch von der Verwaltung des serbischen Kirchen-
fonds besetzt ist. Das gesammte Kirchenvermögen der serbischen Metropolis, mit allen
seinen Einzelheiten, soll nach der neuen Jnventarisiruug desselben vom Jahre 1897 einen
annähernden Gesammtwerth von 50 Millionen Gulden haben. In Karlowitz werden nur
die die gesammte Metropolie gemeinsam betreffenden national-kirchlichen Fonds nnd
Fuudatiouen durch deu Patriarchen nnd den ständigen Congreßausfchuß verwaltet. Sie
belaufen sich nach dem Ausweis vom Jahre 1898 auf die Summe von 8,351.592 fl. 7 kr.
und sind theils in Hypothekardarlehen, theils in Staatspapieren und Sparcasseeinlagen
angelegt. Von dem jährlichen Einkommen von 535.186 fl. 87 kr. werden für die laufenden
jährlichen Bedürfnisse statutengemäß nur 313.416 fl. 61 kr. verwendet, der Überschuß
von jährlichen 221.770 fl. 26 kr. aber zur Vermehrung des Grundstockes jedes einzelnen
Fonds beziehungsweise Fundation verwendet.
Unter den einzelnen Fonds ist der größte der sogenannte „inalienable Kirchen-
fond", aus dem die sechs Snffraganbischöfe ihr Gehalt beziehen, aus dem auch ihre
Residenzen erbaut sind und erhalten werden, sowie er ferner die Ausgabe» für die
gesammte Eparchial- und oberste Kirchenverwaltung zu bestreiten hat. Er betrug im
Jahre 1898 2,288.455 fl. 19 kr.
Der zweitgrößte unter den serbischen Nationalkirchenfonds ist der Clerical-Schul-
fonds im Betrage von 2,341.101 fl. 79 kr. Aus seinen Erträgnissen werden die theologische
Lehranstalt in Karlowitz, die Lehrer- und Lehrerbildungsanstalten in Zombor, Karl-
stadt und Pakrac erhalten, ferner die Obergymnasien in Karlowitz und Neusatz nebst drei
höheren Töchterschulen subveutiouirt, die Kosten der Inspektion der serbischen konfessionellen
Volksschulen (etwa 400 an der Zahl) bestritten und die Lehrmittel für dieselben heraus-
gegeben.
Unter den 30 verschiedenen Stipendienfonds steht der des Sava Tököly mit
1,028.132 fl. 65 kr. obenan. Aus den Einkünften dieses Fonds wurden bisher nur
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch