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bei den Bischofsweihen gestaltet er sich besonders feierlich — so besitzt diese Kirche auch
die schönsten Paramente und eine große Anzahl werthvoller Kirchengeräthe, darunter
manches Stück von nicht geringem kunsthistorischen Werth. Außer diesem Metropolitan-
dome besitzen die griechisch-orientalischen Serben in Karlowitz noch zwei kleinere Pfarr-
kirchen, von denen die in der Oberstadt gelegene im byzantinischen Stil erbaut ist. Die
Römisch-Katholischen — Croaten und Deutsche — besitzen in Karlowitz eine Pfarrkirche
am Hauptplatze und die Maria Friedenkapelle im deutschen Theile der Stadt, am
sogenannten Schwabenberge. Die Kapelle ist ein oblonges Kuppelgebäude, in dem am
26. Jänner 1699 der denkwürdige Karlowitzer Frieden zwischen Leopold !., Mustafa II.,
der venezianischen und der polnischen Republik abgeschlossen wurde. Die auf ihren Vor-
rang eifersüchtig bedachten Vertreter der Compaciscenten traten damals jeder durch eine
besondere Thüre, aber gleichzeitig in das Gebäude ein, das erst später zu einer Kirche
umgestaltet wurde.
Hinter dem geräumigen Magistratsgebäude, in dessen Saale auch die serbischen
Kirchencongresse abgehalten werden, sind noch Spuren jener Befestigung vorhanden, die
zur Zeit der Römer Aciminium geheißen hat. Durch das Jahrtausende alte Gemäuer
windet sich jetzt eine Wasserleitung, die den städtischen Quellbrunnen am Hauptplatze
stets mit frischem Gebirgswaffer versieht.
Ein interessanter Bau im byzantinischen Stil ist das große und geräumige Gebäude
des serbischen Obergymnasiums, das auch die Räume der theologischen Lehranstalt
umfaßt. Es ist ein bleibendes Denkmal der Brüder Angjelic, des Metropolit-Patriarchen
German und des Erzpriesters Stefan.
Durch die enge Gasse längs des Obergymnasiums steigt man sachte zum schönen
Patriarchengarten hinan, und an diesem vorbei führt ein anmuthiger Thalweg zum
Strasilovogebirge, auf dessen höchster Spitze Branko Radicewik, der geniale Schöpfer der
neueren serbischen Kunstlyrik, seinem Wunsche gemäß die letzte Ruhestätte gefunden hat.
Eine hohe Felspyramide aus Steinwürfeln, die allen von Serben bewohnten Gebirgen
entnommen wurden, bezeichnet das Grab des Dichters, der die Naturschönheiten von
Karlowitz, wo er als Student seine schönsten Jugendjahre verbracht, so herrlich besungen
hat und als Chorführer jener Schule von serbischen Dichtern gilt, die ihre Weisen in
der wohlklingenden Volkssprache aus dem ewig frischen Borne der serbischen Volks-
poesie schöpft.
Ein Blick auf Karlowitz von der Donauseite läßt deutlich erkennen, wie sich die
Stadt am Fuße des Gebirges lagert. Sie zählte im Jahre 1890 5.490 Einwohner,
darunter 4.651 Serben und Croaten, an 500 Deutsche und 190 Magyaren. Dem
griechisch-orientalischen Bekenntniß gehören davon 3.000, der römisch-katholischen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch