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Epidemien im Orient fand in Semlin die Quarantaine für die Waaren und Reisenden
aus dem Osten statt. Dazu diente ein eigenes Viertel im Südosten der Stadt, mit ge-
räumigen umfriedeten Lokalitäten, das sogenannte Contumazgebäude, wo sich auch zwei
Kirchen, eine römisch-katholische und eine serbische, befinden.
Semlin ist der Sitz der Bezirksbehörde, eines königlichen Bezirksgerichtes und eines
Zollamtes, es hat eine Oberrealschule, die mit einer höheren Handelsschule verbunden ist.
Die römisch-katholischen Einwohner besitzen zwei Kirchen; eine davon, im Franzensthale, ist
schön und neu, gothisch, mit zwei Thürmen, ein Werk des Dombaumeisters Bolle.
Außerdem haben die Franciseaner eine Kirche nebst Ordenhaus. Die griechisch-orien-
talischen Serben haben in der Stadt drei Kirchen und eine vom Architekten Svetozar
Jvackovic in byzantinischem Stil erbaute Grabkapelle auf dem Friedhof oberhalb der
Stadt. An der Stelle Semlins stand zu Beginn des ersten Jahrhunderts nach Christi das
römische Taurunnm mit einer Festung auf dem Zigeunerberge, die durch eine gepflasterte
Heerstraße mit dem alten Syrminm, dem jetzigen Mitrowitza, verbunden war.
Von Taurunum führte die große Straße westlich über Kassians (Petrowci), Syr-
minm (Mitrowitza), Mura (Essek), Siscia (Sissek) und Aqnileja nach Rom, südlich aber
über Singiduuum (Belgrad) und Nissa (Nisch) nach Nova Roma (Eonstantinopel). Eine
nördliche Abzweigung von dieser großen Weltstraße führte von Mursa (Essek) nach Vin-
dobona (Wien) und von da nach Augusta Viudelieorum (Augsburg). Somit war Semlin
der Knotenpunkt jener Straßen, die den Oecident mit dem Orient verbanden, es
war daher damals wie jetzt eine Durchbruchstation zwischen Westen und Osten. Das
alte Taurunum wurde durch Attila und seine Hunnen zu Beginn der Vierziger-Jahre des
V. Jahrhunderts zerstört. Nach der Herrschaft der Avaren in Sirmien (an 200 Jahre)
heißt Semlin zur Zeit der Franken Mallevilla; den Namen Zemun (daher ungarisch
Zimony) bekam es erst von dem bulgarischen Eroberern Sirmiens (827), die Deutschen
nennen es Semlin.
Unter der autonomen städtischen Verwaltung der Jetztzeit wurden die Stadtmauern
Semlins geschleift, die Stadtcontumaz in einen prächtigen Park verwandelt, die palastartige
Oberrealschule, das große Kraukenhaus und die Honvedkaferne erbaut, die Budapest-
Semliner Eisenbahn eröffnet (1883), das neue Stadthaus aufgeführt (1887), die prächtige
gothische Kirche in der Vorstadt Franzensthal als Kirche einer selbständigen Pfarre errichtet
(1888) und das Donauufer durch den nach dem Grafen Khuen-Hedervary benannten
Quaderquai befestigt und vor verheerenden Überschwemmungen geschützt.
Die heutigen Entrepots und Lagerhäuser in Semlin sind berufen, dem Handel der
im ganzen Morgen- und Abendlande als wichtige Zollstation bekannten Stadt einen
neuen Aufschwung zu verleihen. Südwestlich von Semlin liegt an der Save der historisch
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch