Seite - 15 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

Die ägyptischen Angelegenheiten interessieren mich ungemein, da ich das Land gut kenne und schon im ver- flossenen Jahre die Dinge in dieser Weise heranreifen sah. Unabsehbar ist es, wohin die Verwicklung am Nil die europäische Politik noch führen wird; wäre Arabi' ganz der Muselmann aus den Tagen eines Soliman, der er trotz seiner vielbesprochenen Energie nicht ist, so könnte den Engländern und Franzosen eine fürchterliche Niederlage und ein schmählicher Feldzug dort blühen. Mit einem intimen Freund, Abd el Kader Pascha, der als Kreuzungsprodukt der ottomanischen und arabischen Rasse den vollen Fanatismus beider Stämme in sich ver- einigt, besprach ich im vorigen Winter an langen Abenden auf dem Nildampfer alle die Ereignisse, wie sie nun auch in der Tat kamen und was da zu tun sei gegen eine euro- päische Invasion. Arabi stünden große Kampfmittel zu Gebote, doch wie es scheint, weiß er sie nicht auszubeuten. Ihr Blatt bringt recht gute Artikel über die ägyptische Frage, doch nicht so brillant wie im Winter über den Auf- stand in der Crivoscie und Herzegowina. Sie sollten einen eigenen Korrespondenten nach Alexandrien und für die weiteren Kämpfe auch zur englischen Armee senden. Ich wüßte einige Details über ägyptische Angelegen- heiten, die ich leicht zu einem Artikel über die Ursachen, den Beginn und die Macht der ägyptischen Frage bear- beiten könnte, falls Sie es gerne in Ihr Blatt aufnehmen wollten; sicher kann ich es nicht versprechen, ob ich heute, morgen oder übermorgen noch Zeit zu dieser Arbeit finde, da ich Samstag früh schon abreise. Wir wollen uns die Transsylvanischen Alpen, speziell den Retgyesat-Gebirgsstock genau ansehen, es muß ein an Naturschönheiten reicher und auch ethnographisch inter- im