Seite - 16 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

essanter Landstrich sein, den sehr wenige Österreicher kennen. Ich denke auch, später darüber etwas zu schreiben. Heute erfuhr ich eine sehr merkwürdige Geschichte. Ein Fürst L., der seinen höchst unklaren politischen An- sichten nach ein Tscheche, dabei aber nicht klerikal ist, sich auf einen großen Geschäftsmann spielt und überall in seiner Verrücktheit große Geldgeschäfte durchzuführen sucht, erzählte mir, er habe auf der Eisenbahn die Be- kanntschaft eines Herrn Ignaz KlierT gemacht, der eben nach Karlsbad fuhr und ihm antrug, in eine neue Bank einzutreten, die gegen die Länderbank in Österreich ge- gründet werden soll. Rothschild sei auch dabei und schon in kürzester Zeit würden sie mit dem auch von Rothschild unterschriebenen Gesuch zur Regierung kommen. Ich glaube, die ganze Geschichte entbehrt jedes positiven Hintergrundes, doch mich unterhielt die für den „Floh" geeignete Konstellation, ein L. kontra Länderbank. In Paris sollen, wie der edle Fürst glaubt, 36 Millionen Pfund Sterling schon bereit sein! Haben Sie etwas von dieser ganzen Geschichte je gehört? Wer ist dieser Herr Klier, der sich leichtgläubigen Ari- stokraten gegenüber als ein Retter aus der Not darstellt? Vielleicht erfahren Sie etwas über ihn in Karlsbad? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir darüber einige Worte schreiben könnten, denn dieser Fürst L. 1st eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten, die ich je kennen gelernt habe. Von der italienischen Reise weiß man noch immer nichts. Von höchster Instanz wurde mir bekanntgegeben, daß heuer kaum mehr daran zu denken sei, Graf K ky ließ mir aber zu gleicher Zeit mitteilen, daß die Reise ganz 16