Seite - 30 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

werden durch Kreuz- und Querfragen Fallen gelegt, und wenn gut vorbereitet, dann geht der Hauptangriff los; ich habe das schon in einer bösen, in einer schmählichen Weise durchmachen müssen, doch davon einmal münd- lich. — Nun beginnen die Vorarbeiten. Man warnt und sondiert. Beiliegend schicke ich Ihnen einen Ausschnitt aus einer Zeitung, ich glaube „Vaterland", den ich von demselben Herrn erhielt, dessen Brief über das Bündnis mit Preu- ßen ich Ihnen in Wien vorlas. In einem langen Schreiben vom 5., das ich noch in Ungarn erhielt, sagt er mir, nach vielen absprechenden Bemerkungen über den armen Gam- betta: „Daß er gleich Diktator wurde, verdankte er seiner hohen Würde als Freimaurer, seiner jüdischen Ab- stammung und seiner Entschlossenheit, welche ihm die Stimmen aller Freimaurer und Republikaner, aller Juden und aller jener sicherte, die sich nicht zu helfen wußten. Aber Jude blieb er durch und durch; fast arm 1870, war er ein Jahr später vielfacher Millionär, denn er spekulierte und stahl, wo es nur ging, und was er darin versäumte, taten seine Protegés und Freunde etc. etc." Nach einer Reihe solcher mehr oder weniger erbaulicher Verleum- dungen kommt die interessante Phrase, die von allen unseren kurzsichtigen Staatsmännern gepredigt wird: „Sein Tod hat für einige Zeit Europa vor der Gefahr einer russisch-französischen Allianz befreit, wofür wir Gott danken müssen!" „Merkwürdig würde die Verhimmelung erscheinen, wel- che fast alle liberalen, jedoch sämtliche demokrati- schen Blätter derMonarchieGambetta nach dessenTode angedeihen lassen, nachdem sie täglich Bulletins während seines monatelangen Siechtums gleichwie für ihren Monarchen ausgaben, — wüßte man nicht, daß fast alle Mitarbeiter Juden sind, ungetaufte oder getaufte, welche 30