Seite - 33 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

sagen, erstaunt mich gar nicht, doch wäre es gut, den Gegnern bald durch ein geschicktes Manöver zuvorzu- kommen. Sie sollten in Ihrem Blatte sagen, daß Sie wissen, es herrsche die Absicht, ein offiziöses Gegenblatt zu gründen, nur um der liberalen Sache noch mehr zu schaden; auf das hin, glaube ich, wird niemand sich abonnieren und der Sache wäre die Spitze abgebrochen. Wenn diese Notiz in Wien konfisziert würde, sollten Sie dieselbe dem „Pester Lloyd" übergeben, dann würde es ja auch hier bekannt und die Wiener Blätter könnten es als merkwürdige Notiz aus den Pester Blättern zitieren. Oder legen Sie die Geschichte einem Abgeordneten in den Mund; wie immer es dann in Szene gesetzt wird, das eine ist meiner Ansicht nach sicher, man muß das Publi- kum früher auf die heimtückische Absicht aufmerksam machen, bevor sich noch jemand abonniert. Die Zeit ist nicht darnach, daß in Wien ein Regierungsblatt gute Ge- schäfte machen könnte In Budapest läßt es sich leichter arbeiten. — Doch selbst der hochoffiziöse Futtaky hat seine Sorgen und ist auf die maßgebenden Kreise, besonders auf das Ministe- rium des Äußern sehr schlecht zu sprechen. Eine sehr interessante Sache hätte ich Ihnen mitzuteilen, doch er- lahmt mir der Mut, dieselbe auf das Papier zu setzen, welches doch bei aller Vorsicht durch die Hände der Post geht. Wann sehen wir uns wieder? Von Berlin kehre ich hierher zurück und komme aller Wahrscheinlichkeit nach jetzt, wo meine Triester und Orientreise unterbleibt, nicht nach Wien! Diesen Brief sende ich auf eine andere Art als sonst an Nehammer; darum halte ich es für besser, mich heute nicht zu unter- « Kronprinz Rudolf, Briefe 33