Seite - 37 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
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Schwindel, Diebstahl, hochgestelltes Gesindel, rohe Will-
kür, Ausnahmsmaßregeln, Korruption, Verfall des Staates.
Das ist in einigen Worten meine Auffassung über den jetzi-
gen Zustand der Dinge — neugierig bin ich nur als stiller
Beobachter, wie lange ein so alter und zäher Bau, wie die-
ses Österreich, braucht, um in allen Fugen zu krachen und
zusammenzustürzen. Gestern sprach ich lange mit Fürst
Carlos Auersperg" — auch er ist sehr verstimmt, alle
Vermutungen, die man an seine Entrevue in Wien ge-
knüpft hat, sind Utopien, desgleichen jene eines Beamten-
ministeriums mit Baron Kraus, dem hiesigen Statthalter,
an der Spitze. Meinen Informationen zufolge sitzt das
jetzige Ministerium fester denn je auf seiner Bank; eine
bandwurmartige Zähigkeit läßt sich dem Grafen Taaffe
nicht absprechen. Was mich betrübt, ist zu hören, daß
neue Stürme Ihrem Blatte drohen, mögen auch diese gut
durchgekämpft und siegreich bestanden werden
Den Brief aus Paris mit den interessanten Nachrichten
über die Orleans stelle ich mit viel Dank zurück.
Herzlichste Grüße von
Ihrem
Rudolf
23. Februar 1883
Lieber Herr Szeps!
Innigsten Dank für Ihren Brief und die Beilagen, die
mich sehr interessierten und die ich wieder zurückstelle.
Sehr froh wäre ich, wenn der bewußte Artikel noch das
Licht der Öffentlichkeit erblicken könnte. Was den kon-
fidentiellen Bericht von Sch. betrifft, sehe ich aus den
Daten, daß er aus guten Quellen stammen muß. Der
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Titel
- Kronprinz Rudolf
- Untertitel
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Autor
- Julius Szeps
- Verlag
- Rikola Verlag
- Ort
- Wien - München - Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.6 x 19.54 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918