Seite - 44 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

tiert habe. Es ist nun wieder eine Fortsetzung einesteils des Benehmens der hiesigen Blaublütigen der Armee gegenüber, anderseits der feinen Art, in der die hiesigen hohen Jünglinge ihren jugendlichen Gefühlen freien Lauf lassen; ein Gegenstück zum Fenstereinwerfen bei dsn Juden. Es wäre gut, wenn Sie diese Geschichte publi- zieren würden, vielleicht in einem anderen Blatte, damit man mich nicht dahinter vermute, oder in einer Art, allen- falls so, als hätte Frau Wolter es mitgeteilt, daß nicht gleich an mich gedacht werde, was sonst leicht geschehen könnte. » Ich glaube nicht, daß das Ministerium wackelt. Es sitzt fester denn je ; selbst einzelne der Mitglieder des Kabi- netts werden sich aus der unangenehmen Situation wie- der herausarbeiten. Mit vielen Grüßen von uns beiden Ihr Rudolf Briefbeilage Major Steinitz ist der Gemahl der Sängerin Steinitz- Moser in Prag. Ein daselbst wohnender Graf Deym warb aus unbekannten Gründen einen Haufen Burschen um Geld, damit sie im Theater die Moser auszischen sollen. Ein Bedienter war der Vermittler. Die angeworbenen Leute sahen aber derart zerlumpt aus, daß sie beim Ein- tritt in das Theater angehalten wurden; sie sagten gleich aus, daß sie im Auftrag eines Grafen erschienen seien und konnten sogijr ein Schriftstück dieses jungen Herrn vor- zeigen. Von dieser Geschichte erfuhr Major Steinitz und forderte den Vater Deym, der, wie es scheint, sich nicht raufen wollte; der Sohn erschrak nun sehr und lief zum kommandierenden FZM. Br. Philippovic, welcher ihm riet, beim Major Steinitz um eine Stunde zu bitten, in der er ihn um Verzeihung bitten könne. Der Major ließ ihm aber sagen: „So empfange ich nicht!" Nun 44