Seite - 50 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

Affäre40, befürchten einen Konflikt mit China und scheinen auf England sehr schlecht zu sprechen zu sein. Mit den besten Grüßen von uns beiden Ihr Rudolf Briefbeilage Die Antwort der Nihilisten. (Originalkorrespondenz des „Neuen Wiener Tagblatt".) Geni, 25. Mai Die im Ausland, speziell in der Schweiz lebenden russi- schen Flüchtlinge beschlossen, nach erfolgter Publikation des kaiserlichen Manifestes auf dasselbe zu antworten und eventuelle Einzelbegnadigungen politischer „Verbrecher" zurückzuweisen. Auch werden die russischen Emigranten in ihrer Antwort gegen die absolute Alleinherrschaft Alexanders III. feierlichst protestieren und erklären, daß sie nicht eher ruhen werden, als bis diese Herrschaft ge- brochen und beseitigt sein werde. Wie heftig die Sprache dieser nihilistischen Manifesta- tionen sein wird, das deutet bereits heute das Organ der hiesigen russischen Nihilisten „Obscheze j e 1 o" („Allgemeine Sache") an, welches in seinem Leitartikel wörtlich schreibt: „In der Rhetorik der zarischen Manifeste kann der Absolutismus wohltätig, schön, berühmt und was immer sein; das Leben schreit uns aber ununterbrochen ent- gegen: „Nein! Der alleinherrschende Absolutismus ist nichts anderes als ein bureaukratischer Raub, als einer der gefährlichsten und schändlichsten Raube!" Diese Stimme tönt durch unsere ganze Geschichte und diese Stimme ließ sich bereits zweimal inmitten von Feuer und Donner laut vernehmen, und zwar zuerst bei Sebastopol und dann während unseres letzten Krieges. Wann werden w i r sie einmal hören? Oder sind die Stimmen der „Beschützer" mächtiger und maßgebender? Nicht Tage und Monate, sondern ganze Jahre hindurch singen uns diese Leute vor, daß die Alleingewalt des Zaren für die Wohlfahrt und 50