Seite - 55 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
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darauf ließ er sich in ein sehr langes und aufgeregt ge-
führtes Gespräch mit Dr. Praáak" ein; vielleicht brüten
sie wieder Rache!
Schreiben Sie mir, wann Sie mich besuchen können;
vielleicht am 19., 10 Uhr.
Viele Grüße
Ihr
Rudolf
Laxenburg, 22. August 1883
Lieber Szeps!
Innigsten Dank für Ihren Brief, die Glückwünsche und
die vielen, meine Rede besprechenden Artikel. In der Tat
konnte ich mir ein gutes Bild schaffen von dem Eindruck,
den meine Worte auf die verschiedenen Parteien des In-
und Auslandes ausgeübt haben und wie sie in so viel-
artiger Weise ausgelegt wurden.
Die Ministerkonferenzen hier sind, glaube ich, von hoher
Bedeutung; es dürfte zu ernsten, nicht eben freundlichen
Auseinandersetzungen zwischen den zis- und transleitha-
nischen Ministern kommen. Ungemütlich sind die Zustände
hüben und drüben genug und Stoff zum Besprechen gibt
es in Fülle und Hülle; doch alle diese inneren Miseren
treten heute meiner Ansicht nach in den Hintergrund
gegenüber der Haltung, welche die „Norddeutsche Allge-
meine"sa Frankreich vis-à-vis einnimmt; sollte es in den
Intentionen des Berliner Kabinetts liegen, jetzt mit Frank-
reich einen Waffengang zu versuchen? Gar manches
scheint fast darauf hinzudeuten.
Vor allem ist Frankreich in transatlantischen Operati-
onen gründlich verwickelt; Rußland noch nicht völlig
erstarkt und scheinbar friedlich gestimmt. Mit Rumänien
und Serbien scheint man in Berlin und Wien durch die
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Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Titel
- Kronprinz Rudolf
- Untertitel
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Autor
- Julius Szeps
- Verlag
- Rikola Verlag
- Ort
- Wien - München - Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.6 x 19.54 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918