Seite - 57 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

wenn Ihnen z. B. die Stunde um 97» Uhr abends heute bequemer ist, wäre ich auch bereit, auch um 5 Uhr nach- mittag. Ich bitte Nehammer zu sagen, wann Sie am liebsten kommen, oder es ihm schriftlich mitzuteilen und er tele- graphiert mir dann entweder heute 5 Uhr oder heute 9Yä Uhr oder morgen 10 Uhr. Falls es Ihnen unmöglich Ist, überhaupt die lange Fahrt anzutreten, dann bitte ich, es ihm auch mitzuteilen. Mit vielen Grüßen Ihr Rudolf Laxenburg, 29. August 1883 Lieber Szeps! Innigsten Dank für Ihren Brief und die Ubersendung der so interessanten Mitteilungen aus Paris. Gut, daß der bewußte Artikel anstandslos in die Hände des Publikums gelangen konnte. Er kam gerade im richtigen Moment. Das arme Ungarn! Wir stehen vor einer epochalen Krise; so kann es nicht weiter gehen. Die sogenannten Juden- verfolgungen", die nehmen großartige Dimensionen an; und die kroatischen Geschichten, sie liefern den Beweis, wie sehr uns die slawische Frage immer mehr an den Leib rückt. Ungarn wird schlecht administriert, hat keinen guten Beamtenstand, keine solide Basis, es ist ein Land wie Rußland oder die Türkei; ebenso wie diese Reiche entbehrt es den reichen, gebildeten Mittelstand, es hat nur einen teils arg verlotterten Beamtenstand, viele Israeliten und armes Volk, verarmte Bauern und viel Pöbel; die wahre Basis eines modernen Staates, das große Bürger- tum, fehlt. Mit Kroatien wird ein solches Land diesen Kampf nicht glücklich bestehen können und die innere 57