Seite - 99 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
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Wien, 5. August 1884
Lieber Szeps!
Innigsten Dank für Ihren Brief; es wäre für mich von
großem Interesse zu erfahren, was Nemény69 über Un-
garn und speziell über unser Werk erzählt.
Leider bin ich heute, wie jetzt überhaupt, so gehetzt,
daß ich keinen freien Moment hier in Wien finde, um Sie
sprechen zu können. Was ist Ihnen lieber, mich morgen
um 12 Uhr in Laxenburg zu besuchen oder vielleicht erst
am Freitag oder Samstag mit mir in Wien zu sprechen?
Gestern ist ein Bahnbediensteter der Nordbahn an „Cho-
lera morbus" hier in der Brigittenau binnen drei Stunden
gestorben.
Ich weiß es ganz bestimmt. Die Meldung ist an das
Ministerium des Innern von der Polizei ganz ausführlich
erstattet worden. Werden Sie diese Nachricht nicht brin-
gen? Es ist wohl gut, das Publikum nicht unnötig zu äng-
stigen; anderseits wäre eine Beunruhigung der Behörden
sehr am Platze. Es geschieht so gut wie gar nichts; beson-
ders beim Militär ignoriert man die Cholera mit
souveräner Verachtung vollkommen.
Mit den herzlichsten Grüßen
Ihr
Rudolf
Bruck, 22. August 1884
Lieber Szeps!
Von meiner Frau und mir innigsten Dank für Ihre Glück-
wünsche70, die uns sehr freuten. Wir sind hier inmitten des
militärischen Lebens, das für mich nicht nur körperlich,
sondern auch geistig recht anstrengend ist. Es wird jetzt
in der Armee enorm gearbeitet; meiner Ansicht nach
Kronprinz Rudolf
Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Titel
- Kronprinz Rudolf
- Untertitel
- Politische Briefe an einen Freund 1882-1889
- Autor
- Julius Szeps
- Verlag
- Rikola Verlag
- Ort
- Wien - München - Leipzig
- Datum
- 1922
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.6 x 19.54 cm
- Seiten
- 246
- Schlagwörter
- Habsburger, Österreich-Ungarn, Monarchie
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918