Seite - 101 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

schreiben möchte, da man im deutschen Polizeistaate die Briefe sehr gerne aufbricht. Nach einem sehr bewegten, gut ausgefüllten und recht anstrengenden Sommer reise ich morgen nach Rumänien, von dort am 28. abends nach Siebenbürgen; gegen Mitte Oktober gedenke ich auf ein oder zwei Tage nach Wien zu kommen, muß aber dann noch nach Berlin und an die Ostsee, so daß ich nicht vor dem 24. Oktober für den Winteraufenthalt einrücken kann. ' Hoffentlich hat Karlsbad Ihnen gut angeschlagen; Sie werden wohl Kräfte brauchen für die Winterkampagne, die gewiß wieder recht angestrengte Tage uns bescheren wird. An Aufregungen, Ärger und Sorgen dürfte es auch dies- mal nicht fehlen. Uns allen geht es sehr gut; und wir freuen uns, in Siebenbürgen ruhige Tage ungestört ver- leben zu können. Der Besuch in Rumänien kann vielleicht interessant werden und Gelegenheit bieten zu Gesprächen mit dortigen maßgebenden Persönlichkeiten. Frischauer sah ich in Steyr vor einigen Tagen mit gewohntem Eifer und Geschick sein Amt ausüben. Mit den herzlichsten Grüßen von uns beiden bin ich Ihr Rudolf Laxenburg, 13. Oktober 1884 Lieber Szeps! ' Innigsten Dank für Ihren Brief, den ich heute bei meiner Rückkehr von allen Kreuz- und Querfahrten durch den Osten Europas fand. Da ich morgen abends wieder Weiter- reise, hier viel zu tun fand und mich überdies noch mit dem serbischen Königspaar beschäftigen muß, wurde es mir unmöglich, Sie zu bitten, mich zu besuchen. Gleich nach meiner Rückkehr aus Berlin werde ich dies aber tun. 101