Seite - 103 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

könnten, hätten wir Zeit und Muße, über viele Dinge uns unbeirrt unterhalten zu können. Mit den herzlichsten Grüßen Ihr Rudolf Laxenburg, 3. November 1884 Lieber Szeps! Vor allem meine herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem 50. Geburtstage. Mögen Ihnen Glück und Zufriedenheit und gute Gesundheit beschieden sein und mögen Sie auch in Ihrer Familie und an Ihren Kindern nur Freude erleben. Dies wünsche ich Ihnen als einem glücklichen Gatten und Vater. Aber als Mann des öffentlichen Lebens, als dem wahren Österreicher, wünsche ich Ihnen und uns allen, daß Sie noch lange Jahre mit ungeschwächter Kraft als mutiger Kämpfer in den ersten Reihen stehen sollen, um die Grund- sätze wahrer Aufklärung, echter Bildung, Humanität und liberalen Fortschrittes zu bekennen und zu verfechten. Durch Ideen- und Gesinnungsgemeinschaft sind wir ver- wandt; denselben Zielen streben wir zu. Und wenn auch' die Zeiten sich momentan verschlimmert, wenn auch Rück- schritt, Fanatismus, Verrohung der Sitten und ein Zurück- gehen auf alte, längst überwunden geglaubte Zustände Platz zu greifen scheinen, wir vertrauen doch auf eine schöne große Zukunft, auf ein Durchdringen jener Prinzi- pien, denen wir dienen, denn der Fortschritt ist ein Natur- gesetz! Und so werden Sie meine Wünsche an dem heuti- gen Tage, die nicht nur Ihnen als Menschen, sondern auch allen Ihren geistigen Bestrebungen gelten, als vom Herzen kommend halten. Meine Orientreise bitte ich als Erinnerung an diesen rag in Ihre Bibliothek aufzunehmen, und wenn Sie manches Mal dieses Buch durchblättern, denken Sie etwas an den 103