Seite - 122 - in Kronprinz Rudolf - Politische Briefe an einen Freund 1882-1889

trauen zu rechtfertigen, welches viele in mich setzen, und möge die Zeit bessere Tage und Gelegenheit zu Taten bringen — wenn die Kraft bis dahin nicht erlahmt ist und wenn nicht alles schon zu Ende ist. — Doch lassen wir die trüben Blicke in die Zukunft und sprechen wir von der Gegenwart. Von Ischl zurückgekehrt, fand ich in der Kanzlei durch Gratulationsbriefe, Telegramme undBesuche so viele und verschiedene Arbeiten und zeitraubende Stö- rungen, daß ich erst heute bewußten Artikel schreiben konnte; ich hoffe, er findet Sie noch in Aussee. Hier hat alles jetzt, wo die Tatsache des Besuches in Kremsier vor der Tür steht, heillose Angst vor Attentaten. Meinen Dank wiederholend, bin ich mit herzlichsten Grüßen l h r Rudolf Laxenburg, 27. August 1885 Lieber Szeps! Die Tage von Kremsier sind vorüber ; gar manche inter- essante Beobachtungen konnte man anstellen. Und wenn die politische Tragweite des Ereignisses, meiner Ansicht nach, von keiner besonderen Bedeutung ist, so liegt doch in der Tatsache dieses Kaiserbesuches mehr Stoff zum Nachdenken als in so vielen anderen Erscheinungen. Haben Sie meinen Artikel erhalten? Was ist aus dem- selben geworden? Bleiben Sie jetzt in Wien? Ich würde gerne Gelegenheit finden, mit Ihnen zu sprechen, da ich manche interessante Neuigkeit weiß. Jetzt, inmitten der Manöver, finde ich wenig freie Augenblicke, doch hoffe ich, falls Sie es wünschen, Ihnen in den nächsten Tagen einige gute Mittellungen machen zu können. Mit den herzlichsten Grüßen bin ich 122