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10 Johann der
war bis daher fruchtlos geblieben. Eie waren jedoch ganz
zufrieden mit dieser Fügung ihres guten Gottes, und beide nun schon
so alt, daß sie gar nicht mehr daran dachten, daß ihnen die Freude,
einen Sohn zu bekommen, noch werden sollte. Alles, was sie, so
wie alle guten Seelen jener Zeit, noch zu erleben wünschten, war die
Geburt des erwarteten Messias. Gottes unendliche Vatergüte aber gibt
den guten Menschen immer mehr, als sie wünschen und hoffen dür:
fen. Zacharias und Elisabeth sollten nicht nur in ihrem hohen Al-
ter noch einen Sohn bekommen, sondern sogar noch die Aeltern des
Vorgängers des Messias seyn. Auch dießmal sollte, nach der weisen
Anordnung Gottes, geschehen, was früher bei der jüdischen Nation
schon mehrmalen erfolgt war: die Person, welche den wichtigen Be-
ruf, Vorläufer des Messias zu seyn, haben sollte, mußte unter sol-
chen Umstanden zur Welt kommen, welche es augenscheinlich machten,
daß eine besondere göttliche Fürsehung gewaltet habe.
Zacharias kam des Jahres nur ein paar Mal, sein priesterliches
Amt zu verrichten, nach Jerusalem, wo er nicht länger, als eine Woche
jedesmal zu bleiben verpflichtet war. Die Priester waren gewohnt,
die verschiedenen Verrichtungen, die im Tempel geschehen mußten, durch
das Loos unter einander zu theilen. Zacharias war eben zum Tcm-
pcldienste in Jerusalem, und die göttliche Vorsehung leitete das Loos
so, daß es ihn traf, das Rauchwerk auf dem Altar in dem Heilig
thume des Tempels anzuzünden. Der Eingang des Heiligthumco war
mit einem prächtigen Vorhänge verhüllt, der von dem hohen Gewölbe
des Tempels bis auf den Boden heruntcrhing. Zacharias ging i»
priesterlicher Kleidung mit dem goldenen Rauchfasfe hinter den Vor-
hang in's Heiligthum, und trat zum Altar. Das Volk, welches dem
Priester in's Heiligthum nicht nachfolgen durfte, bethete im Vorhofe
des Tempels, und erwartete den Segen, welchen derselbe jedesmal
sprach, wenn er aus dem Hciligthume zurückkam.
Zacharias hatte eben das Rauchwerk vollendet, und wollte zu dem
Volke zurückkehren, als ihm zur rechten Seite des Rauchaltars ein
Engel erschien, und ihn, da er ganz betroffen da stand, mit sanfier
Stimme so anredete: „Fürchte dich nicht, Zacharias! dein Gebeth ist
erhört. Vernimm, was geschehen soll. Deine Gemahlin Elisabeth
wird einen Sohn gebährcn: dem sollst du den Namen Johannes, das
heißt: Gottes Heil geben. Nicht nur dir wird er zur lebhaftesten
Freude in deinem hohen Alter seyn, sondern sehr vielen Menschen wird
seine Geburt heilsam und erfreulich werden. Er wird groß seyn vor
dem Herrn. Weder Wein, noch andere starke Getränke soll er trin-
i^n. Noch im Mutterleibe wird er mit dem heiligen Geiste erfüllet
werden. Er ist's, der einst die Isracliten zu ihrem Herrn und Gott,
den sie verkannt haben, zurückführen, der als ein zweiter Elias voll
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen