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14 Iobann der Täufer.
die ersten Jahre seines mannlichen Alters durchlebte er, ferne von dem
Verderben der Welt, in einer stillen Wildniß, und bereitete sich durch
strenge Enthaltsamkeit und stete Selbstüberwindung, durch Gebetb und
Betrachtung auf seinen großen Beruf vor. Noch ein halbes Ial,r,
und Jesus der Messias sollte öffentlich unter den Juden auftreten. Der
Borläufer mußte vor ihm erscheinen, und die ewige Weisheit hatte e5
auch gefügt, daß dieser um ein halbes Jahr früher geboren wurde,
also um eben so viel früher das ^Oste Lebensjahr erfüllte, vor wel-
chem kein Lehrer im Indenlandc öffentlich lehren dürfte. Johannes,
jetzt 30 Jahre alt, ging nun auö der tiefen Wildniß hervor in die
Gegend am Flusse Jordan, welche mehr offen war, und von
schcn häufiger besucht wurde. Er trat auf als ein großer
ganz im Geiste des Elias.
Die Juden waren ein sehr verdorbenes Volr; es war
e n strenger, und ernster Lehrer nothwendig, sie zu erschüttern. Pracht
und Weichlichkeit in den Hleidern, Sinncnwst, Ucberftuß und Ver-
schwendung in Speisen und Getränken waren eine Hauptquelle des
Verderbens. Daher sollte schon der bloße Anblick dieses ehrwürdigen
Lehrers Einfachheit, Mäßigkeit und Nüchternheit pvednzen. Johannes
trug, nach Art der alten Propheten, ein rauhes .Kleid von Kamcel-
haaren, und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; Waldhonig und
eine Gattung großer Heuschrecken waren seine Speise, Waffer sein Ge-
tränk, und eine Felsenhöhle seine Wohnung. Am Flusse Jordan ver-
kündete er den Juden laut und offen: „Das Ncich Gottes, der Mcft
fias, ist nahe/- Er hielt ihnen ihren verkehrten Sinn vor, und f^r
derte sie zur Bekehrung auf, außer welcher sie den Messias nicht wür-
dig empfangen könnten. Sehr viele Menschen aus der Gegend dec>
Jordans; aus Jerusalem, ja aus ganz Iudäa kamen zu Johannes
in die Wüste, bekannten ihre Sünden, und ließen sich taufen. Auch
Pharisäer und Saduzäcr kamen dahin. Sie hatten ader gar nicht die
rechte Gesinnung, die Bußtaufe würdig zu empfangen. Die Phari-
säer glaubten, sie dürfen blos hingehen, sich mit Nasser abwaschen
lassen, dann sey, ohne daß wahre Herzensbesserung nothig wäre, schon
alles geschehen. Die Saduzäer, welche Religicn und Tugend nur we-
gen zeitlichen Vortheils schätzten, wollten sich nur aus Weltklugheit
taufen lassen. Als nun Johannes diese Leute in ihrer geheuchelten
Scheinhciligkcit, und mit il,ren verdorbenen Herzen vor sich sah, sprach
er ohne Rücksicht auf ihr großes Ansehen mit dem Ernste und der
Strenge eines Propheten: „ Ihr Natterngezücht! Wer hat euch ge-
ehrt, auf diese Weise dem kommenden Strafgerichte zu entgehen'i
Bringt würdige Früchte der Buße! Sprechet nur nicht immer bei
euch selbst: Abraham ist unser Stammvater! Denn ich sage euch:
Gott hat die Macht, aus diesen Steinen Kinder Abrahams zu bilden.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen