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Am 24. des Brachmonats. 17
wenn ihr ihn gleich nicht kennet. Er, der längst vor mir war, wird
sogleich nach mir auftreten. Und ich bin nicht einmal würdig, ihm
auch nur seine Schuhriemen aufzulösen." Johannes will nicht mehr
seyn, als er wirklich ist, er erniedrigt sich selbst, und erhöhet den,
der der Erhabenste ist. — Welche schöne, nachahmungswürdige De-
muth! Nach dem Aufenthalte in der Wüste kam Jesus wieder an
den Jordan. Johannes sah ihn, und zeigte ihn voll der innigsten
Freude auch seinen Jüngern, und dem bei ihm stehenden Volke mit
den Worten: „Sehet! dieser ist das Lamm Gottes, welches die
Sünden der Welt hinwegnimmt! Dieser ist's, von dem ich immer
sagte: Nach mir kömmt Einer, der mich übertrifft, weil er vor mir
war. Ich selbst kannte ihn nicht. Aber damit er dem Volke Israel
bekannt gemacht würde, darum bin ich gekommen, mit Waffer zu
taufen." Zugleich sagte nun Johannes dem Volke, woher er Jesum
so genau kenne. Er erzählte die himmlische Erscheinung, durch die
Jesus am Iordanfluffe als Sohn Gottes dargestellt worden war. Des
andern Tages, als Jesus am Ioroan vorüberging, wiederholte Io-
hannes den Ausruf: „Sehet! dieser ist das Lamm Gottes!" Dadurch
wollte er seinen Schülern und dem Volke zu verstehen geben, daß
sie nun nicht mehr ihm, sondern Jesu nachfolgen und anhangen sol-
len. Wie denn auch wirklich in dem Augenblicke zwei seiner Jünger
ihn verließen, und Jesu nachfolgten, sie waren Johannes und An-
dreas, die Apostel.
Der König Hrrodes, der die Kinder zu Bethlehem ermorden
ließ, war jetzt schon lange todt. Noch lebten aber zwei Söhne von
ihm, deren einer Herodcs hieß, und Fürst über Galiläa war, von
den Höflingen und Schmeichlern aber auch König genannt wurde.
Dieser Fürst Herodes ließ Johannes den Täufer, der ihm als
ein außerordentlicher Mann gerühmt worden war, und der in dem
ganzen Lande so großes Aufsehen machte, an seinen Hof rufen. —
Johannes erschien, und hielt ihm mit großem Nachdrucke alle seine
Vergehungen vor. Hcrodes hörte ihn gerne, und gehorchte ihm so-
gar in vielen Stücken.
Nun aber nahm Hcrodes die Gemahlin seines Bruders Philip-
pus, der noch am Leben war, zu sich, und lebte mit ihr in einer
unerlaubten Ehe. Johannes verwies ihm dieses Verbrechen sehr nach-
drücklich, und sagte ihm mit Ernst und Strenge: „Es ist dir nicht
erlaubt, sie zu haben. Allein hierin gehorchte ihm Hcrodes nicht;
Herodias aber, das böse und treulose Weib, trachtete von diesem
Augenblicke an dem heiligen Manne nach dem Leben. Sie suchte den
Herodes zu bereden, daß er ihn todten lassen solle. Doch dazu ließ
sich der Fürst nicht bewegen, denn er hatte wirklich große Ehrfurcht
vor Johannes, und war fest überzeugt, daß er ein gerechter, heili-
B.md. 2
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen