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Am 24. des Brachmonats. iu
?— Was seyd ihr sonst hinausgegangen zu sehen? Einen Men-
schen in weichen Kleidern? Sehet, die weiche Kleider tragen, sind
in den Palästen der Könige. Oder was seyd ihr hinausgegangen
zu sehen? Einen Propheten? — ja ich sage euch, mehr als einen
Propheten. Als ihr noch zum Johannes an den Jordan ginget,
dort seine Predigten hörtet und euch taufen ließet, fandet ihr an ihm
nicht einen wankelmüthigcn Menschen, welcher sich durch Menschen-
ansehen oder Menschcnfurcht hin und her treiben ließ, sondern einen
Mann, welcher mit unpartheiischcm Ernste auch den Großen die Wahr-
heit vor Augen hielt; ihr fandet nicht einen Menschen, der nur für
seine Bequemlichkeit sorgte, und mit weichlichen Kleidern, wie sie an
den Höfen der Könige getragen werden, angethan war, sondern ei-
nen Mann, welcher sowohl in der Kleidung, als in der übrigen Le-
bensweise, die Bußstrenge der alten Propheten beobachtete. Ihr hiel-
tet ihn ja dort selbst für einen Propheten; für was ihr ihn dort er-
kannt habet, für das sollet ihr ihn noch gegenwärtig halten, und
nicht nachtheilig von ihm denken. Ich sage euch, er ist ein Pro-
phet, ja er übertrifft alle Propheten des alten Bundes, indem et den-
jenigen mit Augen sah, und seine Anwesenheit bekannt machte, von
welchem die Propheten des alten Bundes nur von ferne weissagten.
Er ist es, von welchem geschrieben ist: „Ich sende meinen Engel vor
deinem Angcsichte her, der deinen Weg vor dir bereiten wird. Ich
versichere euch, unter denen, die von Weibern geboren sind, ist kein
größerer, als Johannes der Täufer, aufgestanden."
Herodias, das böse Weib, war nicht zufrieden, den Johannes
mit Ketten belastet, im Kerker zu wissen. — Ihr rachsüchtiges Herz
ruhte nicht, bis er getö'dtet war. Sie fand hiezu auch bald eine
Gelegenheit. Herodes feierte seinen Geburtstag. An diesem Tage
gab Herodes große Tafel. Alle seine Hosieute, alle Kriegsobersten
und die Vornehmsten aus Galilaa hatte er dazu eingeladen. Wäh-
rend der Mahlzeit trat die Tochter der Herodias herein, tanzte in
dem Spciscsaal, und gefiel allen Anwesenden sehr wohl. Herodes
war vor Entzücken außer sich. Sobald der Tanz geendet war, rief
er das Mädchen zu sich her, und sagte zu ihr: „Bitte dir von mir
aus, was du nur immer willst, und ich will es dir gewähren." —
Dieses Versprechen bekräftigte der unkluge Fürst noch dazu mit ei-
nem Eidschwur.
Das Mädchen ging geschwind hinaus, und fragte die Mutter,
was es begehren sollte. Die Mutter sagte: „Das Haupt Johannes
des Täufers." Das Mädchen kam bald wieder herein, hatte eine
Schüssel in der Hand, und sagte zu dem Herodes: „Ich bitte dich,
gib mir auf der Stelle in diese Schüssel hier das Haupt Johannes
des Taufers."
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen