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kommen sollte." Sie wollten ihn mit sich fortführen, und zum Kö«
nige krönen; Jesus ader entzog sich ihren Augen, und begab sich
allein auf einen Berg, um dort zu bethen. (Ioh. li, 14. 15.) Den
Aposteln, die nach Ehrenämtern trachteten, verwies er ihre Ehrsucht,
indem er ein Kind in ihre Mitte stellte, und sagte: „Wenn ihr nicht
werdet wie die Kinder — bescheiden und anmaßungslos — so wer-
det ihr gar nicht in das Himmelreich kommen/-
Um Erdcngüter war es Jesus so wenig zu thun, daß er viel:
mehr sein ganzes Erdenleben in großer Armuth dahin brachte. Im
Hause der Aeltcrn half er durch Handarbeit das tägliche Brod ver-
dienen. Da er während seines Lehramtes sich mit Handarbeit nicht
mehr abgeben konnte, so lebte er von dem, was ihm mildthätige
Personen freiwillig mittheilten; oft fehlte es ihm und den Seinigen
sogar an Brod. Er hatte kein Eigenthum; darum sprach er: „Die
Thiere haben Höhlen, und die Vögel ihre Nester; ich habe aber nicht,
wo ich mein Haupt niederlege." (Matty. 8, 20.) Bei seinem Tode
hinterließ er, außer seinem Kleide, nichts Anderes.
Zur Wohlfahrt Anderer wirkte Jesus unzählige Wunder; für
sich aber wollte er keines wirken, um so den Menschen das lebendige
Beispiel der Demuth und Bescheidenheit, der Sclbstverläugnung und
der Nerläugnung des Irdischen zu seyn. Ein einziges Mal ließ er
den wunderbaren Fang eines Fisches mit einer Münze im Munde ge-
schehen, mit welcher für sich und Petrus die Tempelsteuer bezahlt
werden konnte, damit er zeige, wie heilig die Pflicht sey, den recht-
mäßigen Obrigkeiten zu leisten, was ihnen gebührt. Er war liebe-
voll gegen alle Menschen, liebevoll und freundlich auch gegen die
Kinder. „Lasset die Kleinen zu mir kommen," sprach er, „denn ihnen
ist das Himmelreich." — „Ich bin gekommen," sagte er, „zu su-
chen und selig zu machen, was verloren ist." Also zu suchen und
selig zu machen Alle, welche in Unwissenheit und Sünde von dem
rechten Wege verirret, und eben deßwegen aus dem Reiche Gottes
verloren sind. Mit dem sorgsamsten Eifer nahm er sich der Sünder
an, mit der liebenswürdigsten Schonung ging er mit ihnen um,
suchte sie zur Erkenntniß ihrer sündlichen Thorheiten und zur Verab-
scheuung derselben zu bringen, sie zu leiten auf den Weg der Gerech-
tigkeit und des Heils. Zöllner, Publikancr und öffentliche Sünde-
rinnen wurden gerührt, und hörten dann aus seinem Munde das
Trostwort: „Dir sind deine Sünden vergeben!" Den Pharisäern,
welche glaubten, daß man Fehlenden nicht anders als mit Verach:
tung und Abscheu begegnen dürfe, sagte er: „Die Kranken bedür-
fen dcs Arztes, und nicht die Gesunden! Der gute Hirt sucht das
Verlorne Schaf, und trägt es auf den Schultern der Heerde zu."
Die Sünder durch die große Barmherzigkeit Gottes zur Besserung
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen