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Christus. 27
zu bewegen, stellte er das unvergleichlich schöne Beispiel vom
nen Sohne vor, und erklärte, daß die Engel des Himmels über die
Bekehrung eines Sünders frohlocken. (Luk. 15.) Er selbst wurde
das große Versöhnungsopfcr für die Sünder.
Nicht so schonend, wie mit den Zöllnern ging Jesus mit den
Pharisäern und Schriftgelehrtcn um. Diese waren größtcntheils Heuch-
ler, hielten sich für gerecht, und waren es nicht; glaubten, einer
Bekehrung nicht zu bedürfen, und bedurften derselben mehr, als selbst
die Zöllner und Publikanen. Jesus deckte mit unerschrockenem Muthe
ihre Heuchelei auf, stellte ihnen ihr böses Wesen lichthcll vor Au-
gen, warnte das Volk, daß es sich durch die Scheinheiligkcit dieser
verkehrten Menschen nicht blenden und durch ihre falschen Lehren nicht
irre führen lassen solle. Allein statt dadurch ihre Besserung zu be-
wirken, zog er sich bittern Haß und unausgesetzte Verfolgung zu.
Sie verschrieen ihn vor dem Volke als einen Uebertreter des mosai-
schen Gesetzes, und vor der heidnischen Obrigkeit als einen Aufwieg-
ler des Volkes gegen den Kaiser; auf die arglistigste Weise suchten
sie ihm eine Rede abzulocken, oder ihn zu einer That zu verleiten,
wodurch sie die boshafte Verlaumdung rechtfertigen könnten. Aber
weder ihre Verlaumdung, noch ihre arglistigen Anschlage waren im
Stande, den heiligen Lehrer der Wahrheit zum Schweigen zu brin-
gen, sondern gereichten nur zu ihrer eigenen noch größern Beschä-
mung. Dadurch stieg ihre Bitterkeit auf das Höchste; ihr Haß
wurde unauslöschlich, und sie faßten den Entschluß, den Heiligsten
— zu todten.
Diesen Mordanschlag wollten sie heimlich ausführen, weil sie
sich vor dem Volke fürchteten; allein Jesus wollte nicht nach dem
Anschlage seiner Feinde heimlich, sondern nach dem Plane der ewi-
gen göttlichen Weisheit, nach der Vorhersagung der Propheten, im
Angesichte des ganzen Iudenvolkes, welches beim Osterfeste zu Jeru-
salem war, öffentlich sterben. Freiwillig wollte er sich zum Opfer
für alle Menschen dahin geben, und eben deßwegen dieses Opfer vor
aller Welt Augen darbringen. — „Liebet einander, wie ich euch ge-
liebt habe, zeiget es durch Beobachtung meiner Lehre, daß ihr meine
Jünger seyd!" Dieß war der letzte Befehl Jesu an seine Jünger,
gleichsam das Testament, das er vor seinem Tode für sie und für
alle seine künftigen Anhä'nger machte. Er wusch seinen Aposteln die
Füße, um durch sein eigenes Beispiel diesen Befehl noch tiefer in
ihr Herz zu legen. Cr setzte das große Geheimniß des Abendmahls
seines eigenen Fleisches und Blutes ein, und stiftete dadurch ein für
alle Zeiten dauerndes Denkmal seiner unaussprechlichen Liebe zu al-
len Menschen. Die Apostel waren tief bekümmert über den bevor«
stehenden Verlust ihreS geliebten Meisters; er tröstete sie mit der Vcr-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen